Shulman, Polly: Die geheimnisvolle Sammlung

Originaltitel: The Grimm Legacy
Verlag:
Oetinger
erschienen:
2010
Seiten:
352
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
342628331X
Übersetzung:
Momo Evers/Falk Behr

Klappentext:

Elizabeth ist 15 Jahre alt – und wenn sie es sich aussuchen dürfte, hätte sie gerne ein anderes Leben: Ihres ist nicht nur langweilig, sondern auch ein bisschen einsam, da sie in ihrer Schule noch keine Freunde gefunden hat. Doch dann ändert sich alles. Elizabeth bekommt einen Aushilfsjob im kuriosen New Yorker Repositorium der verleihbaren Schätze, in dem man Kunst und Krempel, Wertvolles und Verrücktes ausleihen kann. Hier lernt Elizabeth Gleichaltrige kennen, die sie verstehen. Hier verliebt sie sich zum ersten Mal. Und hier wartet ein ganz besonderes Abenteuer auf sie: Im Keller gibt es eine geheime Sammlung magischer Schätze darunter die Siebenmeilenstiefel, gleich zwei Tischlein-deck-dichs und der übellaunige Spiegel von Schneewittchens Stiefmutter. Sie beweisen, dass die Märchen der Gebrüder Grimm alles andere sind als erfundene Geschichten. Doch nun hat jemand begonnen, ihren Zauber zu stehlen, und nur Elizabeth und ihre Freunde können dies noch aufhalten.

Rezension:

Mit „Die geheimnisvolle Sammlung“ hat Polly Shulman einen putzigen Märchenroman geschrieben, der sich jedoch eindeutig eher an Jugendliche richtet. Obwohl da die Grenzen immer mehr verwischen, merkt man diesem Roman die Zielgruppe schon an. Der Stil ist recht einfach gehalten und auch der Geschichte fehlt es stellenweise an Tiefe.

Obwohl die Handlung zauberhaft ist, hätte ich mir doch noch einen stärkeren Bezug zu Grimms Märchen gewünscht. Immerhin heißt das Buch im Original „The Grimm Legacy“. Insgesamt ist das Geschehen auch zu geradlinig und unspektakulär. Außerdem bleiben diverse Fragen offen und Andeutungen werden nicht weiter verfolgt.

Überzeugen kann Shulman aber mit ihren Figuren. Elizabeth ist einfach bezaubernd und besonders ihre Kabbeleien mit  Aaron wirken sehr natürlich und realistisch. Die Autorin hat ein Gefühl für ihre Protagonisten, die sich benehmen dürfen wie richtige Teenager. Besonders Jugendliche werden sich also mit der sympathischen Elizabeth anfreunden können.

Für mich war dieser Roman, obwohl ich Jugendbücher liebe, leider insgesamt nicht ausgereift genug. Trotzdem würde ich gerne ein weiteres Buch der Autorin ausprobieren, denn ihr Talent für ungewöhnliche Ideen ist schon bemerkenswert.

Note: 3+

Hardy, Janice: Die Heilerin

Band 1 „The Healing Wars“ Trilogie

Originaltitel: The Shifter
Verlag:
Bastei Luebbe
erschienen:
2010
Seiten:
286
Ausgabe:
großformatiges Taschenbuch
ISBN:
3404285433
Übersetzung:
Frauke Meier

Klappentext:

Auf den Inseln von Geveg gibt es Heiler mit einer besonderen Gabe. Sie können den Schmerz anderer Menschen in sich aufnehmen und ihn in ein seltenes Metall ableiten. Aus diesem Stoff werden wertvolle Waffen geschmiedet.Auch das Mädchen Nya ist eine Heilerin. Aber Nya ist anders. Sie kann jemandem die Schmerzen nehmen und diese an andere Menschen weitergeben. Ein verbotenes Talent, das sie zu einer Ausgestoßenen macht – und zu einer Gefahr im Krieg der Heiler.

Rezension:

Mit dem ersten Band ihrer „Healing Wars“ Trilogie ist Janice Hardy ein kleines Kunststück gelungen. Sie hat es geschafft einen Fantasyroman zu schreiben, der nicht mal 300 Seiten hat. Im Fantasy-Genre oder auch bei historischen Romanen scheint es unmöglich zu sein einen Roman unter der 600 Seiten Grenze zu schreiben und ich bin ehrlich, ich hatte auch Bedenken, ob es überhaupt funktioniert auf so wenigen Seiten eine fremde Welt zu entwerfen und dabei weder Figuren oder Handlung zu vernachlässigen. Ich dachte auch erst „Die Heilerin“ wäre Opfer der deutschen Verlagsuntugend „wir teilen das Ding einfach in 50 Bände“ geworden, aber auch dies ist nicht der Fall.

Stattdessen bekommen wir eine sehr spannende, wohldurchdachte Geschichte geliefert. Manchmal hätten vielleicht einige Nebenfiguren äußerlich besser beschrieben werden können, aber das ist doch ein kleines Manko im Vergleich zum sehr überzeugenden Rest. Gerade beim Beschreiben von Nyas Gefühlswelt gelingt es Hardy mit wenigen Worten zu verdeutlichen in welcher Zwickmühle sich Nya befindet. Sie möchte so sein, wie alle anderen Heiler, aber aufgrund ihrer Gabe ist es ihr einfach nicht möglich. Dabei gibt es einige sehr berührende Szenen, in denen Nya beginnt an ihrem Anderssein zu verzweifeln.

Gut gefallen haben mir auch Nyas Freunde, die sie teilweise erst im Laufe des Romans kennenlernt, die aber für sie einstehen, was im Vergleich zur  Korruption auf den Inseln und in der Gilde der Heiler besonders hervorsticht. Nyas Gabe lässt sie gleichzeitig zum Staatsfeind Nr. 1 als auch zur begehrtesten Person der Insel werden. Viele Enttäuschungen muss sie überstehen, um zu lernen, wer Freund und wer Feind ist.

Gerade in Bezug auf die Beschreibung der Heilungen ist Janice Hardy nicht gerade zimperlich, weswegen der Roman letzlich düsterer ist, als Klappentext und Cover vermuten lassen. Wie Nya Menschen heilt, diese Schmerzen erlebt und schließlich auch weitergibt ist äußerst plastisch beschrieben.

Lange bleibt auch im Unklaren, was genau hinter den Mauern der Gilde vor sich geht. Dabei gelingt es Janice Hardy einige verblüffende Wendungen einzufügen, aber trotzdem bleiben die Beziehungen und besonders die Darstellung von inneren Konflikten die große Stärke der Autorin. Der Roman endet an einem gut platzierten Punkt, aber trotzdem ist es schön, dass der zweite Band bereits im Herbst erscheint.

Note: 2

Hardebusch, Christoph: Sturmwelten

Band 1 Sturmwelten Trilogie

Verlag:
Heyne
erschienen:
2008
Seiten:
720
Ausgabe: Broschiert
ISBN: 3453523857

Klappentext:

Ein Reich inmitten der Weltmeere, besiedelt von riesigen Meeresschildkröten, feuerspeienden Drachen und schillernden Wassermagiern. Stürmische Ozeane, gepeitscht von Wind und Wellen, befahren von kaiserlichen Armeen, blutrünstigen Piraten und geheimnisvollen Zauberern. Als wie aus dem Nichts ein legendäres Kolonialschiff mit einer magischen Ladung auftaucht, schlägt die Stunde des Freibeuters Jaquento – und es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.

Rezension:

Man kann zu dem Buch eigentlich nur eines sagen: Ich bin begeistert! Da ich „Die Trolle-Trilogie“ von Hardebusch geradezu verschlungen habe, habe ich mich lange nicht an die „Sturmwelten-Trilogie“ heran getraut, aus Angst in nautischen Gewässern wäre der Stil des Autors nicht so gut. Aber weit gefehlt. Auch hier beweist Hardebusch sein Talent Geschichten zu erzählen.

Was mir an seinen Romanen so gut gefällt sind die kurzen Kapitel, die seine Bücher noch um einiges rasanter machen und eigentlich möchte man immer wissen wie es mit der jeweiligen Figur denn nun weitergeht. Auch die unterschiedlichen Sichtweisen die man von verschiedenen Personen in einer Schlacht bekommt bereichern das Buch ungemein.

Besonders gefallen haben mir im ersten Band der Sturmwelten einerseits der freie „Händler“ alias Freibeuter Jaquento mit seiner coolen Echse und andererseits die Offizierin Roxanne. Im ersten Band werden die Figuren eingeführt, man lebt und leidet mit ihnen mit und man kann schon bald feststellen wer auf welcher Seite steht und bei wem es zu Kämpfen kommen wird. Das Ende ist abgerundet, aber es bleiben viele Fragen offen, die mit einem Schiff davongesegelt sind.

Es gibt im Grunde nur einen Kritikpunkt von mir: nämlich einen Handlungsstrang mit dem ich nichts anzufangen wusste. Der Poet Franigo wird mit keinem der anderen Stränge verknüpft und steht für sich alleine da. Irgendwie finde ich seine Erlebnisse komplett unnötig. Vielleicht klärt sich das aber im zweiten Teil „Sturmwelten – Unter schwarzen Segeln“ auf.

Note: 2+

Hohlbein, Wolfgang: Flut

Verlag: Droemer Knaur
erschienen:
2002
Seiten:
634
Ausgabe: Taschenbuch
ISBN: 3426621509

Klappentext:

Das Firmament hat Feuer gefangen und der Himmel seine Schleusen geöffnet. Es ist, als wolle mit aller Macht eine Geschichte in unsere Welt hineinwachsen, die zur Urgeschichte der Menschheit gehört. Rachel, eine junge Frau, wird von einem Strudel unerklärlicher Ereignisse erfasst. Woher soll sie wissen, dass allein sie es ist, die Einfluss auf die gewaltigen Geschehnisse nehmen kann

Rezension:

Der Inhalt hat sich meiner Ansicht nach nicht schlecht angehört. Zwar wieder eine Weltuntergangsgeschichte, die aber durchaus spannend sein kann.
Der Anfang beginnt mal sehr unheimlich. Eine junge Frau, Rachel, wird verfolgt. Es wird auf sie geschossen, Männer wollen sie kidnappen aber nicht töten und sie hat keine Ahnung warum. Und ein junger Mann, Benedikt Darkov, den sie nicht kennt will ihr helfen zu fliehen.

Spannende Sache möchte man meinen, aber nicht wenn sich das erste Geballer über rund 100 Seiten hinzieht. Denn dann hat selbst der dümmste kapiert, dass Rachel keine Ahnung hat wer hinter ihr her ist. Das muss nicht dauernd wiederholt werden. Vor allem einige Fehler des Autors gingen mir nach einer Weile gehörig auf die Nerven. Sie läuft bei der Verfolgungsjagd in den Wald. Sie denkt, dass sie nun in Sicherheit ist, denn sie ist hier aufgewachsen und kennt sich hier aus, die Gangster nicht. Zwei Seiten weiter muss man erfahren, dass sie zwar hier wohnt, aber noch nie im Wald war und keine Ahnung hat wo sie hin muss und weitere zwei Seiten später erklärt der Autor, dass sie sich hier auskennt wie in ihrer Westentasche. Ja was denn bitte nun?

Noch so ein Fall im letzten Drittel des Buches. Rachel und Darkov schleichen um ein Dorf herum. Es ist stockdunkel, anscheinend ist keiner der Bewohner zu Hause. Eine Seite weiter: In allen Fenstern brannte Licht! Ist es nun stockdunkel und keiner ist zu Hause oder brannte Licht in den Häusern. Solche Fehler können einem das Lesen echt vermiesen, weder der Autor noch der Lektor haben sich die Mühe gemacht diese Sachen auszubügeln.

Zur Geschichte selber: Es ist mühsam erst nach rund 350 Seiten einen kleinen Hinweis zu bekommen, warum denn nun die Männer hinter ihr her sind. Zwischendrin wird sie ständig verfolgt, muss dauernd gegen irgendwen kämpfen, schläft fast tagelang nicht und ist dauernd am Davonlaufen. Nach einer Weile dachte ich mir nur: Wir haben es kapiert: Die brauchen alle nichts zu essen, schlafen sowieso nicht und wie man mit einer Waffe jemanden umbringt war wohl ein begehrter Abendkurs.

Das letzte Drittel habe ich in einem Rutsch gelesen, nicht weil es so super spannend war, sondern weil ich es hinter mich bringen wollte. Die Auflösung war nicht sehr ergiebig und wie immer bei Hohlbein, viel zu schnell.

Note: 5

Nylund, Eric: Der goldene Apfel

Band 1 Gemini Serie

Originaltitel: Mortal Coils
Verlag:
Penhaligon
erschienen:
2010
Seiten:
764 Seiten
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3764530499
Übersetzung:
Maike Claußnitzer

Klappentext:

Die Waisen Eliot und Fiona Post leben bei ihrer Großmutter ein schrecklich unspektakuläres Leben. Die Zwillinge werden zu Hause unterrichtet, und ihre größte Sorge ist es, gegen eine der »106 großmütterlichen Regeln« zu verstoßen! Doch am Tag vor ihrem fünfzehnten Geburtstag erfahren Eliot und Fiona mehr über ihre Herkunft, als ihnen lieb ist. Ihre Eltern leben! Doch ihre Verbindung war von allen Mächten des Universums verboten. Denn während ihre Mutter eine unsterbliche Göttin des Himmels ist, stellt sich ihr Vater als ein gefallener Engel aus der Hölle heraus. Mit der besonderen Abstammung der Zwillinge gehen einzigartige Kräfte einher, und die wollen nicht nur die höllischen Verwandten ihres Vaters für sich nutzen, auch die himmlische Familie ihrer Mutter will die Kontrolle über sie erlangen. Plötzlich ist es wichtiger als je zuvor, dass die Zwillinge zusammenhalten – denn wenn sie die falschen Entscheidungen treffen, werden sie die Ordnung der Welt erschüttern …

Rezension:

Mit „Der goldene Apfel“ startet Eric Nylund seine Gemini Serie und vermag bereits auf den ersten Seiten zu fesseln. Die ersten Kapitel zeigen Eliots und Fionas freudlose Welt, aber auch bereits ihre ganz eigenen Charaktereigenschaften, die im Laufe der Handlung noch wichtig werden. Fasziniert von den vielen Ideen und der ungewöhnlichen Handlung tappt man lange Zeit im Dunkeln, was das Ganze eigentlich auf sich hat. Wieso die vielen Regeln? Wieso ist die Großmutter nur so kühl?

Dann überschlagen sich plötzlich die Ereignisse und langsam aber sicher entblättert sich das Schicksal der Zwillinge und ihre Herkunft. Nylund entwirft dabei eine wirklich ausgeklügelte Welt und viele Figuren, die sehr sorgfältig charakterisiert sind und überaus lebendig wirken. Ab der zweiten Hälfte des Romans ist es unmöglich inne zu halten, weil der Autor die Spannung über eine lange Zeit auf einem sehr hohen Niveau hält und mit Überraschungen nur so um sich wirft.

Nichts ist bei Nylund so, wie es scheint und man sollte sich auch davor hüten Figuren voreilig einzuschätzen, denn viele handeln plötzlich vollkommen unverhofft. Glücklicherweise verliert der Autor dabei nie die Glaubwürdigkeit aus den Augen. Wendungen geschehen immer aus der Handlung heraus und nicht um den Roman künstlich spannend zu machen.

„Der goldene Apfel“ wird vom Verlag als All-Age Roman beworben. Ich würde das Buch jedoch schon eher älteren Teenagern empfehlen, da einige Szenen schon brutal sind und die verwickelte Geschichte  ein hohes Maß an Aufmerksamkeit erfordert. Erwachsene werden an diesem Buch auf jeden Fall ihre Freude haben.

Der zweite Band erscheint im Original im Juli unter dem Titel „All that lives must die“. Ich hoffe der Penhaligon Verlag lässt sich mit einer Übersetzung nicht zu viel Zeit und zaubert uns wieder so ein wunderschönes Cover.

Note: 1