Hardy, Janice: Die Heilerin

Band 1 „The Healing Wars“ Trilogie

Originaltitel: The Shifter
Verlag:
Bastei Luebbe
erschienen:
2010
Seiten:
286
Ausgabe:
großformatiges Taschenbuch
ISBN:
3404285433
Übersetzung:
Frauke Meier

Klappentext:

Auf den Inseln von Geveg gibt es Heiler mit einer besonderen Gabe. Sie können den Schmerz anderer Menschen in sich aufnehmen und ihn in ein seltenes Metall ableiten. Aus diesem Stoff werden wertvolle Waffen geschmiedet.Auch das Mädchen Nya ist eine Heilerin. Aber Nya ist anders. Sie kann jemandem die Schmerzen nehmen und diese an andere Menschen weitergeben. Ein verbotenes Talent, das sie zu einer Ausgestoßenen macht – und zu einer Gefahr im Krieg der Heiler.

Rezension:

Mit dem ersten Band ihrer „Healing Wars“ Trilogie ist Janice Hardy ein kleines Kunststück gelungen. Sie hat es geschafft einen Fantasyroman zu schreiben, der nicht mal 300 Seiten hat. Im Fantasy-Genre oder auch bei historischen Romanen scheint es unmöglich zu sein einen Roman unter der 600 Seiten Grenze zu schreiben und ich bin ehrlich, ich hatte auch Bedenken, ob es überhaupt funktioniert auf so wenigen Seiten eine fremde Welt zu entwerfen und dabei weder Figuren oder Handlung zu vernachlässigen. Ich dachte auch erst „Die Heilerin“ wäre Opfer der deutschen Verlagsuntugend „wir teilen das Ding einfach in 50 Bände“ geworden, aber auch dies ist nicht der Fall.

Stattdessen bekommen wir eine sehr spannende, wohldurchdachte Geschichte geliefert. Manchmal hätten vielleicht einige Nebenfiguren äußerlich besser beschrieben werden können, aber das ist doch ein kleines Manko im Vergleich zum sehr überzeugenden Rest. Gerade beim Beschreiben von Nyas Gefühlswelt gelingt es Hardy mit wenigen Worten zu verdeutlichen in welcher Zwickmühle sich Nya befindet. Sie möchte so sein, wie alle anderen Heiler, aber aufgrund ihrer Gabe ist es ihr einfach nicht möglich. Dabei gibt es einige sehr berührende Szenen, in denen Nya beginnt an ihrem Anderssein zu verzweifeln.

Gut gefallen haben mir auch Nyas Freunde, die sie teilweise erst im Laufe des Romans kennenlernt, die aber für sie einstehen, was im Vergleich zur  Korruption auf den Inseln und in der Gilde der Heiler besonders hervorsticht. Nyas Gabe lässt sie gleichzeitig zum Staatsfeind Nr. 1 als auch zur begehrtesten Person der Insel werden. Viele Enttäuschungen muss sie überstehen, um zu lernen, wer Freund und wer Feind ist.

Gerade in Bezug auf die Beschreibung der Heilungen ist Janice Hardy nicht gerade zimperlich, weswegen der Roman letzlich düsterer ist, als Klappentext und Cover vermuten lassen. Wie Nya Menschen heilt, diese Schmerzen erlebt und schließlich auch weitergibt ist äußerst plastisch beschrieben.

Lange bleibt auch im Unklaren, was genau hinter den Mauern der Gilde vor sich geht. Dabei gelingt es Janice Hardy einige verblüffende Wendungen einzufügen, aber trotzdem bleiben die Beziehungen und besonders die Darstellung von inneren Konflikten die große Stärke der Autorin. Der Roman endet an einem gut platzierten Punkt, aber trotzdem ist es schön, dass der zweite Band bereits im Herbst erscheint.

Note: 2

Fitzek, Sebastian: Der Augensammler

Verlag: Droemer
erschienen:
2010
Seiten:
448
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3426198517

Klappentext:

Er spielt das älteste Spiel der Welt: Verstecken. Er spielt es mit deinen Kindern. Er gibt dir 45 Stunden, sie zu finden. Doch deine Suche wird ewig dauern. Erst tötet er die Mutter, dann verschleppt er das Kind und gibt dem Vater 45 Stunden Zeit für die Suche. Das ist seine Methode. Nach Ablauf der Frist stirbt das Opfer in seinem Versteck. Doch damit ist das Grauen nicht vorbei: Den aufgefundenen Kinderleichen fehlt jeweils das linke Auge. Bislang hat der Augensammler keine brauchbare Spur hinterlassen. Da meldet sich eine mysteriöse Zeugin: Alina Gregoriev, eine blinde Physiotherapeutin, die behauptet, durch bloße Körperberührungen in die Vergangenheit ihrer Patienten sehen zu können. Und gestern habe sie womöglich den Augensammler behandelt…

Rezension:

Sebastian Fitzeks neuen Thriller habe ich innerhalb eines Wochenendes gelesen, was sicherlich auch an den für ihn so typischen kurzen Kapiteln liegt, die es einem schwer machen das Lesen zu unterbrechen.

Dabei geht es anfangs eigentlich erstmal ein bisschen gemächlich zu, was aber keineswegs negativ gemeint ist. Fitzek lässt sich Zeit, um die Handlung aufzubauen und legt dabei besonderen Wert auf die Gefühlswelt der blinden Zeugin Alina. Man merkt, der Autor hat sich mit dieser Materie eingehend beschäftigt und sicherlich mit Betroffenen gesprochen, um die Probleme eines blinden Menschen ohne jegliche Klischees wiedergeben zu können. Mein Verdacht bestätigte sich dahingehend übrigens im sehr originellen Nachwort. Manchen Leser langweilt das vielleicht, ich jedoch finde, es hat dem Roman eine ganz andere Qualität gegeben. Blindsein als lustige Zutat für einen Thriller, in dem jedes Mittel recht ist, um Spannung aufzubauen, braucht nun wirklich kein Mensch.Von daher – Chapeau Herr Fitzek!

Die Handlung wird schließlich immer spannender und obwohl der Autor meist auf psychologischen Grusel setzt, gibt es auch die ein oder andere ekelige Szene, bei der man besser nicht zu sehr das Kopfkino ankurbeln sollte. Letztlich schafft es Fitzek  erneut mich am Ende zu überraschen und mit einer Auflösung um die Ecke zu kommen, mit der ich nicht gerechnet hätte.

Interessant ist noch die Aufmachung des Romans. Sowohl Kapitelnummerierung, als auch Seitenzahl laufen umgekehrt. Sprich, das Buch beginnt mit dem Epilog und mit Seite 448. Der Sinn dahinter erschließt sich erst am Ende und lässt den Roman erst richtig rund wirken.

Die Höchstnote gebe ich nicht, weil ich mit der Hauptfigur, dem Journalisten Alexander Zorbach, nicht so recht warm geworden bin. Seine ironische und alles kommentierende Art hat mich manchmal ein ganz bisschen genervt. Für mich wirkten besonders diese vielen kurzen gedanklichen Kommentare (auch zu erkennen an der kursiven Schrift) zu geplant. Dadurch blieb Zorbach für mich immer eine Romanfigur, mit der ich nicht zu hundert Prozent mitfühlen konnte.

Aber dafür hat Fitzek jede Menge andere Dinge außerordentlich gut gemacht und sich bei mir für den nächsten Thriller (2011 hoffe ich doch mal?) empfohlen.

Note: 2

Gier, Kerstin: Rubinrot

Band 1 Edelstein Trilogie

Verlag: Arena
erschienen:
2009
Seiten:
352 Seiten
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3401063340

Klappentext:

Manchmal ist es ein echtes Kreuz, in einer Familie zu leben, die jede Menge Geheimnisse hat. Der Überzeugung ist zumindest die 16jährige Gwendolyn. Bis sie sich eines Tages aus heiterem Himmel im London um die letzte Jahrhundertwende wiederfindet. Und ihr klar wird, dass ausgerechnet sie das allergrößte Geheimnis ihrer Familie ist. Was ihr dagegen nicht klar ist: Das man sich zwischen den Zeiten möglichst nicht verlieben sollte. Denn das macht die Sache erst recht kompliziert!

Rezension:

Wenn man sich „Rubinrot“ von Kerstin Gier zur Hand nimmt, fällt wohl als erstes das auffällige Cover auf. Im Scherenschnitt und in einem leuchtenden rosa gehalten möchte der angerauhte Umschlag gleich liebgehabt werden. Gott sei Dank bleibt es nicht nur beim hübschen Äußeren, sondern auch der Inhalt weiß zu überzeugen.

Bekannt geworden durch ihre Frauenromane, kann sie auch in einem Jugendroman ihre Stärken ausspielen. Mit sympathischen und echten Charakteren und ihrem ganz eigenen Humor, der immer auf den Punkt genau gesetzt ist und dabei weder übertrieben oder unnatürlich daher kommt.

Besonders Gwendolyn wächst einem dabei sehr schnell ans Herz. Ihre unverblümte, aber warmherzige Art ist einfach bezaubernd und obwohl sie manchmal wie ein normaler Teenager reagiert, werden sich auch Erwachsene mit ihr identifzieren können.

Dem Roman merkt man an, das er der erste Teil einer Trilogie ist, denn es passiert eigentlich nicht so viel in „Rubinrot“. Mehr geht es darum wie sich Gwen in ihrer neuen Rolle zurecht findet und wie sie erste Erfahrungen mit der Zeitreise macht. Gegen Ende nimmt der Roman jedoch an Fahrt auf, was natürlich auch jede Menge mit Gideon zu tun hat.

Anfangs wurde ich von dem Wust an Nebenfiguren etwas erschlagen. Bis man sämtliche Verwandtschaftverhältnisse auf die Kette bekommen hat, vergehen  ein paar Seiten und da viele dieser Figuren keine Rolle in „Rubinrot“ spielen, frage ich mich schon, wieso die Autorin sie eingebaut hat.

Das der Roman fast inmitten der spannendsten Stelle aufhört ist eigentlich ein Fauxpas, den ich niemandem verzeihe. Es gibt jede Menge Romane am Anfang von Trilogien, die es trotz offener Fragen und ungelöster Rätsel schaffen einen ersten Schlusspunkt zu setzen. Ich empfinde es als unfair die Leser mit so einem Ende fast zu zwingen die Serie weiter zu verfolgen, aber ich kann Kerstin Gier deswegen nicht böse sein. Ich würde „Saphirblau“ auch lesen, wenn Gwendolyn nur noch Kaffee kochen und Taxi fahren würde. Ich bin sicher auch dabei hätte ich noch meinen Spaß.

Note: 2

Cast, P.C. und Kristin: Gezeichnet

Band 1 House of Night Serie

Originaltitel: Marked
Verlag:
FJB
erschienen:
2009
Seiten:
464 Seiten
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3789132187
Übersetzung:
Christine Blum

Klappentext:

Als auf der Stirn der 16jährigen Zoey Redbird eine saphirblaue Mondsichel aufscheint, weiß sie, dass ihr nicht viel Zeit bleibt, um ins House of Night, das Internat für Vampyre, zu kommen. Denn jetzt ist sie gezeichnet. Im House of Night soll sie zu einem richtigen Vampyr ausgebildet werden vorausgesetzt, dass sie die Wandlung überlebt. Zoey ist absolut nicht begeistert davon, ein neues Leben anfangen zu müssen, so ganz ohne ihre Freunde das einzig Gute ist, dass ihr unerträglicher Stiefvater sie dort nicht mehr nerven kann.  Aber Zoey ist kein gewöhnlicher Vampyr sie ist eine Auserwählte der Vampyrgöttin Nyx. Und sie ist nicht die Einzige im House of Night mit besonderen Fähigkeiten…

Rezension:

Sicherlich ist „Gezeichnet“ genau auf die Stephenie Meyer Zielgruppe zugeschnitten und einige Dinge sind augenscheinlich aus den üblichen Versatzstücken des Genres zusammengeklaubt, aber irgendwie funktioniert der Roman trotzdem. Allerdings will ich ehrlich sein. „Hanni und Nanni“, sowie „Harry Potter“ lassen grüßen, wenn man mit Zoey durch die Flure von „House of Night“ streift. Da gibt es Freundschaften, Zickenkrieg, geheime Treffen und dunkle Geheimnisse.

Außerdem geht das Autorenpaar (übrigens Mutter und Tochter) in Bezug auf Zoey richtig in die Vollen. Brauchte Harry Potter noch seine Freunde und Unterstützung, um gegen das Böse bestehen zu können, mutiert die junge Heldin einfach zu Superwoman, die Fähigkeiten hat, wie vorher übernaupt noch nie jemand.

Tatsächlich klingt dies doch alles sehr negativ, aber irgendwas müssen P.C. und Kristin Cast am Reißbrett richtig gemacht haben, denn ich  habe jede Seite dieses Romans genossen und ihn in Rekordzeit gelesen. Gut, ein bisschen Fastfood ist „Gezeichnet“ definitiv, aber das ist wie mit Schokolade oder Hamburgern. In Maßen durchaus erlaubt.

Die Handlung beschreibt nur die erste Woche in Zoeys neuem Leben auf der Vampirschule und darf deswegen durchaus als Einführung in die Serie betrachtet werden. Dennoch überschlagen sich die Ereignisse im letzten Viertel des Romans und es gibt jede Menge Zündstoff für weitere Bände.

Die Figuren wirken in „Gezeichnet“ noch ein wenig schwammig. Bis auf Zoey, deren Eigenarten und Ängste feinfühlig beschrieben sind, sind alle anderen Protagonisten doch austauschbar. Die naive Freundin, der schwule Freund, die zickige Feindin. Die Autoren täten gut daran diesen Charakteren in den nächsten Bänden mehr Leben einzuhauchen.

Kurz eingehen möchte ich noch auf die Sprache des Romans. Besonders die Dialoge sind bewusst in einer manchmal etwas zu coolen Jugendsprache gehalten. Dennoch lässt es das Leben im „House of Night“ authentischer wirken und man hat das Gefühl direkt dabei zu sein. Gerade auch wegen der Sprache würde ich das Buch jedoch keinem 12jährigen verliebten Pattinson-Fan geben. Zwar gibt es in „Gezeichnet“ (noch) keine Sexszene, aber angedeutete Blowjobs und nicht gerade zimperliche Gespräche. 14jährige und natürlich auch Erwachsene, die vom Vampirtrend nicht genug bekommen können, werden den ersten Band von „House of Night“ sicherlich mögen. Ich freue mich jedenfalls auf den zweiten Teil, der bereits im März erscheinen soll.

Note: 2-

Collins, Suzanne: Tödliche Spiele

Band 1 Panem Trilogie

Originaltitel: The Hunger Games
Verlag:
Oetinger
erschienen:
2009
Seiten:
414 Seiten
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3789132187
Übersetzung:
Sylke Hachmeister/Peter Klöss

Klappentext:

Nordamerika existiert nicht mehr. Kriege und Naturkatastrophen haben das Land zerstört. Aus den Trümmern ist Panem entstanden, geführt von einer unerbittlichen Regierung. Alljährlich finden grausame Spiele statt, bei denen nur ein Einziger überleben darf. Als die sechzehnjährige Katniss erfährt, dass ihre kleine Schwester ausgelost wurde, meldet sie sich an ihrer Stelle und nimmt Seite an Seite mit dem gleichaltrigen Peeta den Kampf auf. Wider alle Regeln rettet er ihr das Leben. Katniss beginnt zu zweifeln – was empfindet sie für Peeta? Und kann wirklich nur einer von ihnen überleben?

Rezension:

Dieses Buch war mein absolutes Highlight in 2009. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich auf dieses Buch aufmerksam wurde, aber mich sprach der Klappentext und das überaus geschmackvolle Cover sofort an. Ein dermaßen mitreißendes, nachdenkliches, spannendes und perfekt geschriebenes Buch hatte ich selbstverständlich aber nicht erwartet. Der Roman fängt erst sehr ruhig an. Mit viel Liebe zum Detail schildert Collins eine Welt voller Entbehrungen, Hunger und Not. Fremd wirkt Panem, aber doch nicht fremd genug, um sich nicht in das entbehrungsreiche Leben von Katniss hinein fühlen zu können. Die Autorin macht zudem weder eine Zeitangabe, wann ihr Roman spielt, noch wirkt er großartig futuristisch. Gerade am Anfang des Romans fühlt sich Katniss Teil von Panem eher wie eine englische dreckige Kleinstadt vor der industriellen Revolution an.

Als Katniss für die Spiele ausgelost wird, nimmt der Roman an Fahrt auf. Mit der Protagonistin erleben wir ein wahres Gefühlschaos, denn bei der Vorbereitung der Spiele wird das arme Mädchen in eine Luxuswelt geworfen, die gerade im Kontrast zu ihrem wahrscheinlich baldigen Tod fast Übelkeit hervorruft.

Über die Spiele selbst will ich ehrlich gesagt kein Wort zu viel verlieren. Der Roman wird zu diesem Zeitpunkt zu einem Pageturner der besonderen Art. Spannung, Entsetzen, Freude und Trauer wechseln sich in einer Folge ab, die keinen Leser unberührt lassen wird. Wer auf den letzten 100 Seiten das Buch weglegen und die Nachttischlampe ausmachen kann, dem gebührt wirklich mein Respekt.

Da „Tödliche Spiele“ der erste Band einer Trilogie ist, ist die Geschichte selbstverständlich am Ende nicht abgeschlossen. Auf der einen Seite bringt Collins den Roman zu einem befriedigenden Ende, dennoch gibt es einen Cliffhanger, der das Warten auf den zweiten Band zur Tortur macht. Ich glaube, ich habe die letzten Jahre keine Fortsetzung so heiß erwartet wie „Gefährliche Liebe“ (Anfang Juni).

Note:1