McCahan, Erin: Liebe und andere Fremdwörter

Originaltitel: Love and other foreign words
Verlag:
FJB
erschienen:
2015
Seiten:
352
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
384142161X
Übersetzung:
Birgit Schmitz

Klappentext:

Josie spricht viele Sprachen. Sie spricht Highschool, College, Freundinnen, Boyfriend, Schlussmachen und sogar die Sprache der Hübschen Mädchen. Aber keine davon ist ihre Muttersprache. Und Liebe? Die fremdeste Sprache von allen.

Als aber der Zeitpunkt gekommen ist, an dem fließende Kenntnisse in Wahrer Liebe nötig sind, um eine bevorstehende Katastrophe abzuwenden, ist Josie gezwungen, ihre Gefühle für den Jungen zu erforschen, der behauptet, sie zu lieben; für die Schwester, die Josie liebt, aber nicht immer mag; und für den besten Freund, der bisher nicht ein Wort gesagt hat – zumindest nicht in einer Sprache, die Josie spricht.

Rezension:

Es gibt viele Möglichkeiten, wieso man für ein Buch so richtig brennt und mit einer begeisternden Rezension für mehr Leser sorgen möchte. Bei „Liebe und andere Fremdwörter“ hängt einfach alles an der fabelhaften Protagonistin, denn Josie ist die Wucht in Tüten.

Natürlich reicht das alleine nicht aus und so gönnt Erin McCahan ihrer Heldin auch noch jede Menge unterhaltsamer Nebenfiguren, eine liebenswerte Geschichte mit humorvollen Dialogen und hat gleichzeitig auch noch eine allgemeingültige Botschaft zu verteilen. Heißt, wir sind nichts ohne unsere Familie und Freunde. Und besonders Josies Familie ist einfach großartig. Liebenswert, verrückt, warmherzig!

Aber zurück zu Josie, die einem von der ersten Seite an total sympathisch ist. Nun ja, wir Bücherliebhaber haben ja alle einen leicht nerdigen Touch, da ist es kein Wunder, dass wir der etwas merkwürdigen Josie sofort verfallen. Sie sagt und tut Dinge, die die meisten Menschen einfach nicht tun, weil sie um jeden Preis allen gefallen wollen. Bei Josie ist das nicht so. Sie sagt, was sie denkt und das führt nicht nur einmal zu unfassbar komischen Situationen.

Die Autorin verzichtet aber trotzdem darauf Josie zu einer Kuriosität zu degradieren. Trotz ihrer Besonderheit, ist es nicht so, als wüsste sie nicht, was es bedeutet Rücksicht zu nehmen, deswegen hat sie tatsächlich für jede Gelegenheit und jede Person eine eigene Sprache. Wenn man den Klappentext liest, kann man sich nicht vorstellen, wie das genau aussehen soll, aber es funktioniert wirklich unglaublich gut. So als würde Josie gleichzeitig Deutsch, Englisch und Suaheli sprechen und alle Menschen am Tisch picken sich gerade die Sprache heraus, die sie selbst verstehen.

Trotzdem ist sie auch ein ganz normales Mädchen und nicht in jeder Sekunde irgendwie seltsam. Sie hat Freundinnen und wird auch von ihrer Familie und in ihrer Highschool trotz überbordender Intelligenz akzeptiert und gemocht. In vielen Romanen dieser Art werden Protagonisten wie Josie schnell zum Außenseiter abgestempelt. Hier ist das überhaupt nicht so und das gibt dem Roman einen leichten und erfrischenden Touch.

Denn, wir nerdigen Mädels sind nicht immer nur wunderlich! Man kann mit uns jede Menge Spaß haben! ;-) Josie fordert den Leser und ihre Familie, aber sie und das Buch sind jede Aufmerksamkeit wert.

Note: 1

Jones, Sadie: Jahre wie diese

Originaltitel: Fallout
Verlag:
DVA
erschienen:
2015
Seiten:
416
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3421046298
Übersetzung:
Brigitte Walitzek

Klappentext:

Luke Kanowski beschließt, Provinz und Elternhaus den Rücken zu kehren, um in London seine Lorbeeren als Dramatiker zu verdienen. Mit Paul, einem angehenden Produzenten, und Leigh, Pauls Freundin, gründet er eine Theaterkompagnie, die bald erste Erfolge feiert. Die drei sind unzertrennlich – bis Luke auf Nina trifft, eine temperamentvolle, aber labile Schauspielerin, die ihn nicht mehr loslässt.

Alles, worum er gekämpft hat – Loyalität, Freundschaft, Karriere –, droht dem Versuch zum Opfer zu fallen, Ninas versehrte Seele zu retten. Wie viel ist er bereit, für sie zu riskieren? Ein überaus romantischer, eleganter Roman über vier junge Menschen, die um ihren Platz in der Liebe und im Leben kämpfen und dabei immer wieder von den Prägungen ihrer Kindheit eingeholt werden.

Rezension:

Nach wenigen Seiten ist offenkundig, Sadie Jones ist eine bravoröse Geschichtenerzählerin. Auf unnachahmliche Art und Weise erweckt sie die Theaterwelt der 70er Jahre zum Leben, kreiert Figuren mit Ecken und Kanten und weiß zudem mit einer eleganten, wendungsreichen Handlung zu begeistern. So, jetzt noch die Note drunter und fertig ist die Rezension und eigentlich weiß man dann alles über dieses Buch. ;-)

Aber das wäre erstens zu einfach und würde diesem tollen Buch zudem nicht gerecht werden.

Die Figuren in „Jahre wie diese“ sind auf den ersten Blick keine Sympathieträger, aber Sadie Jones beschreibt sie mit so prägnanten Worten, dass sie dermaßen real wirken, dass man sich ihnen nicht entziehen kann. Sie setzt bewusst Reizpunkte und der Leser wird praktisch gezwungen sich mit den Charakteren auseinanderzusetzen. Ihre Figuren sind Außenseiter, handeln für uns heute teilweise unverständlich oder verrückt, aber in diesem Kosmos der 70er Jahre dennoch schlüssig.

Ich bin ein großer London-Liebhaber, aber das Bild von London, welches Sadie Jones zeichnet, war mir fremd. Die 70er müssen dort eine gleichermaßen spannende, wie auch seltsame Zeit gewesen sein. Auf der einen Seite der noch schwelende Rassismus und Sexismus, auf der anderen Seite die Möglichkeit sich in der Kunst auszudrücken und frei zu fühlen. Diese Widersprüchlichkeit findet sich auch in den Figuren wieder und macht die Handlung deswegen glaubhaft.

Das Theatermilieu hat bei Jones etwas bohemienhaftes und diese Mischung auf Kunst, Freiheit und Leidenschaft hat mich sehr angesprochen. Als Teenager war ich mit meiner Mutter alle zwei Wochen im Dortmunder Theater oder Opernhaus. Während andere Mädchen zum tausendsten Mal „Dirty Dancing“ gesehen habe, habe ich bei „La Traviata“ geheult oder bei „Maria Stuart“ ehrfürchtig eine Hinrichtung betrachtet. Der Roman hat mich auch daran erinnert, wie schön ich diese Welt damals gefunden habe.

Trotzdem spielt sich das eigentliche Drama natürlich hinter der Bühne ab. Während sich Londons Theaterwelt neu zu erfinden versucht, fechten unsere Protagonisten ihre eigenen Kämpfe aus. Feminismus, soziale Umbrüche Liebe und Hass sind dabei nur einige Themen, die angerissen werden. Dabei überrascht Sadi Jones auch immer wieder mit unvorhergesehenen Wendungen. Eine geradlinige Liebesgeschichte sollte man jedenfalls nicht erwarten!

Als kleinen Kritikpunkt würde ich angeben, dass die Autorin einigen Figuren noch mehr Tiefe hätte verleihen können. Ihre Beweggründe gehen so manchmal in diesem bunten und packenden Setting unter. Dies ist aber wirklich nur ein kleiner Wermutstropfen und im Vergleich zu vielen anderen Büchern, die ich dieses Jahr gelesen habe, Jammern auf hohem Niveau. Von Sadie Jones lebendigem Beziehungsreigen, dürfen sich viele Autoren eine Scheibe abschneiden!

Note: 2+

Windgassen, Antje: Die Hexe von Hamburg

Verlag: Gmeiner
erschienen:
2015
Seiten:
401
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3839217342

Klappentext:

Hamburg 1622. Anneke Claen, Tochter einer wohlhabenden Hamburger Kaufmannsfamilie, wird der Hexerei bezichtigt. Mithilfe eines teuflischen Amuletts soll sie ein Unwetter herbeigerufen und Menschen krank gezaubert haben. Einige mysteriöse Todesfälle in ihrem Umfeld erhärten den Verdacht. Sie wird eingekerkert und soll unter Folter alle Missetaten gestehen. Wird ihr die Flucht ins Holländische gelingen? Dort könnte sie Ihre Unschuld mittels der kaiserlichen Hexenwaage beweisen. Das ergreifende Schicksal der Hamburger Kaufmannstochter Anneke Claen, nach einer alten Handschrift erzählt. Eine wahre Geschichte, die unter die Haut geht.

Rezension:

Hamburg im Jahre 1622, der 30jährige Krieg tobt vor den Toren Hamburgs. Noch sind die Bürger nicht betroffen, als eine wohlhabende Kaufmannsfamilie in eine Intrige verwickelt wird. Die Tochter Anneke Claen wird der Hexerei beschuldigt. Ein Amulett soll sie besitzen, mit welchem sie die Menschen verhext und Wetter macht. Dann sterben auf mysteriöse Weise auch noch einige Bürger in ihrem näheren Umfeld. Anneke wird eingesperrt und soll unter der Folter gestehen. Einzig die Hexenwaage in Holland könnte sie retten, aber kann sie es schaffen zu fliehen und ihre Unschuld beweisen?

Die Autorin Antje Windgassen erzählt hier die Geschichte einer jungen Frau, die der Hexerei angeklagt wird. Eindrucksvoll schildert sie von dem Drama, welches sich abspielt und vor allem davon, wie schnell ein leise gesprochenes Gerücht die Runde macht und dann sehr viel Schaden anrichtet. Für Anneke Claen beginnt ein Kampf, den sie eigentlich nicht gewinnen kann. Nur mithilfe ihrer Familie behält sie den Mut und verzweifelt nicht. Die Autorin zeigt aber auch wie schwer es für die betroffenen Familien war, bei so einer Anklage noch zu ihren Angehörigen zu halten. Einige sind daran zerbrochen und andere haben den Kampf aufgenommen und sind daran gewachsen. Es macht Spaß hier von Anneke zu lesen, man fiebert mit ihr mit und hofft und bangt, dass alles gut wird. Die Geschichte liest sich wie ein Krimi, auch wenn man von Anfang an weiß, wer für alles verantwortlich ist. Das Ende ist jedoch nicht vorhersehbar und gelungen.

Gleichzeitig schildert Windgassen aber auch das Leben in Hamburg und davon wie der Krieg drohend über der Stadt hängt. Davon wie die Bürger sich schützen wollen und ein bisschen wie sie lebten und arbeiteten. Ihre fiktive Geschichte um Anneke hat sie wunderbar eingewoben in historische Tatsachen rund um Hamburg. Ein Epilog beendet das Buch und klärt gleichzeitig Fiktion und Wahrheit.

In den Innenseiten des Buchcovers befindet sich ein kleiner Stadtplan Hamburgs, sodass der Leser auf den Spuren von Anneke wandern kann. Zudem gibt es am Ende ein Glossar der fremden Begriffe, dieses Glossar ist auch gleichzeitig ein Nachwort und erklärt ein paar historische Fakten rund um Hamburg. Alles in allem ein gelungener historischer Roman über eine junge Frau, die nur ihr Leben retten will.

Note: 2

Boyd, Natasha: Eversea – Und die Welt bleibt stehen

Band 2 Eversea Reihe

Originaltitel: Forever, Jack
Verlag:
LYX
erschienen:
2015
Seiten:
384
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3802597605
Übersetzung:
Henriette Zeltner

Klappentext:

Keri Anns Leben hat sich in dem Moment verändert, als Jack Eversea zum ersten Mal vor ihr stand. Sie hatte sich in ihn verliebt, Hals über Kopf, und fest daran geglaubt, den wahren Jack zu kennen, nicht den unnahbaren Superstar. Doch nun weiß sie: Jack hat sie betrogen und ihre Liebe verraten. Als er plötzlich wieder einen Platz in ihrem Leben beansprucht, muss Keri Ann entscheiden, ob sie ihm jemals wieder vertrauen kann…

Rezension:

Hach Mädels… schön war es! Zwei Tage lang habe ich mir überlegt, ob ich das Buch nun inhaliere oder es bewusst langsam zu Ende lese. Letzteres ist mir leider nicht gelungen, denn Natasha Boyd hat mich mit ihrem zweiten Band der Eversea Reihe echt bezaubert.

Ich fand ja den ersten Band schon gelungen, aber bei dieser Fortsetzung gerät wirklich jedes Leserherz in die Kernschmelze. Diesmal nicht nur aus Keri Anns Sicht geschildert, sondern auch in einigen Kapiteln aus Jacks Perspektive, gelingt es Natasha Boyd ganz hervorragend die Gefühle und Ängste ihrer Protagonisten zum Leben zu erwecken.

Der Roman beginnt fünf Monate nach dem Geschehen aus „Ein einziger Moment“, wobei jedoch in Rückblenden anhand von Jack beschrieben wird, was genau passiert ist und wieso er sich monatelang von Keri Ann ferngehalten hat. Ich gestehe, in vielen momentanen Liebesromanen ist mir das immer zu umständlich und unsinnig, aber die Autorin macht das sehr geschickt und gibt Jack wirklich keine Möglichkeit zu Keri Ann zurückzukehren oder sie zumindest aufzuklären.

Hier erweisen sich die Perspektivwechsel, die es im vorherigen Roman noch nicht gab, als wahrer Segen. Wer sich nicht in den zutiefst traurigen, verunsicherten, verletzten und unglücklich verliebten Jack Eversea verguckt, der sollte vielleicht um das ganze Genre lieber einen Bogen machen und mal beim Spezialisten eruieren, ob überhaupt da was in der Brust schlägt, was einem Herzen zumindest ähnelt. Kinder, Kinder – man kriegt beim Schreiben der Rezension direkt noch mal einen Schmachtanfall!  :oops:

Natasha Boyd greift wirklich ganz tief in die Kiste mit den großen Gefühlen, aber aufgrund ihrer behutsamen Schreibe und den fein skizzierten Charakteren wirkt nichts davon schmalzig und wenn ich das sage, könnt ihr es mir ruhig glauben. Ich lese wirklich gerne Liebesromane, aber wenn es schmalzig wird, kann ich schneller weglaufen als Usain Bolt. Aber bei „Und die Welt bleibt stehen“ wirken die Gefühle echt.

Sowohl Jacks Verzweiflung, als auch Keri Anns Bedenken und die sofort wieder offensichtliche körperliche Anziehung wirken realistisch und berührend. Besonders auch weil Natasha Boyd es versteht jede wichtige Geste zu beschreiben, so dass man das Gefühl hat direkt daneben zu stehen und alles am eigenen Leib erfährt.

Auch inhaltlich passiert ein bisschen mehr in der Fortsetzung, auch wenn es letztlich doch darum geht, das Jack Keri Ann davon überzeugt, dass er es ernst mit ihr meint. Dennoch ist es auch ein Roman über eine junge Frau, die zielstrebig versucht ihren Weg zu gehen und nicht bereit ist, ihn für jemanden aufzugeben. Das fand ich gerade am Ende des Buch zwar manchmal ein bisschen too much, aber letztlich muss die Autorin das auch bis zum Schluss durchziehen, um glaubwürdig zu bleiben. Allerdings kann man schon sagen, dass Jack sich seiner Gefühle schon sicherer ist und alles dafür tut, um Keri Ann zu halten. Ja, man merkt es, der Protagonist hat es mir angetan und ich hör jetzt auf mit weiteren Schmachtanfällen, bevor Eure Monitore sich noch in Schmalzkringel verwandeln. ;-)

Leider wird es nur noch eine Weihnachts-Novelle geben (auf deutsch im Dezember) und die Autorin plant momentan einen Roman über Keri Anns Freundin Jazz, in dem unser Paar hoffentlich auch ein bisschen Screentime bekommt (um mal bei Hollywoodbegrifflichkeiten zu bleiben :-) ). Aber im Februar erscheint mit „Deep Blue Eternity“ ein neuer Stand-Alone Roman, auf den ich auch schon sehr gespannt bin.

Note: 1 mit *

Bergin, Virginia: Rain – Das tödliche Element

Originaltitel: The Rain
Verlag:
KJB
erschienen:
2015
Seiten:
416
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3737351554
Übersetzung:
Rainer Schmidt

Klappentext:

Samstag, Partyabend. Ruby und ihre Freunde feiern ausgelassen bis in die Nacht. Was keiner ahnt: Es wird das letzte Mal sein. Ruby wird ihre Freunde niemals wiedersehen. Und sie wird auch Caspar zum ersten und letzten Mal geküsst haben. Denn in dieser Nacht kommt der giftige Regen, der ein tödliches Virus bringt. Die Menschheit rast ihrem Untergang entgegen. Wer nicht gleich stirbt, kämpft mit allen Mitteln ums Überleben. Freunde werden zu Feinden, Kinder zu Waisen, Nachbarn zu Gesetzesbrechern. Auch Ruby ist von einem Tag auf den anderen völlig auf sich allein gestellt. Inmitten von Tod, Chaos und Angst macht sie sich verzweifelt auf die Suche nach überlebenden Verwandten. Doch es gibt auch Hoffnung. Ruby erhält ein Lebenszeichen ihres totgeglaubten Vaters …

Rezension:

Der erste Band von Virginia Bergins Dystopie Reihe wartet mit einem interessanten Ansatz auf. Was passiert, wenn aus dem Nichts ein giftiger Regen auf die Erde niederprasselt, der ein tödliches Virus mit sich bringt und zudem das Trinkwasser verseucht. Ich bin ja schon jenseits der 30 und kann mich gut an die 80er erinnern, wo die Menschen nach Tschernobly Angst vor radioaktivem Niederschlag hatten. Ich war zwar nur ein Kind, aber ich erinnere mich daran, dass wir eine zeitlang z.B. auf Milch verzichtet haben. In dem Roman gibt es zwar keine Nuklear-Katastrophe mit anschließendem Fallout und der Regen ist viel tödlicher und drastischer, aber ein bisschen fühlte ich mich an diese Zeit erinnert.

Der Roman wird aus Sicht von Ruby beschrieben, was der Geschichte einen jugendlichen Touch verleiht. Allerdings war das für mich manchmal auch das Problem, weil das Mädchen an den merkürdigsten Stellen über unwichtige Dinge nachdenkt. Nun gut, Teenagerkram ist selbstverständlich wichtig, aber ob das in einer so dramatisch lebensbedrohlichen Situation auch immer so glaubwürdig erscheint, wage ich zu bezweifeln.

Der Schreibstil ist letztlich auch insgesamt nicht wirklich stimmig, weil er irgendwie nicht zum Inhalt passt. Endzeitstimmung, Leid und Angst stehen inhaltlich auf der einen Seite, werden aber stilistisch oft überdeckt, weil es der Autorin wichtiger war, hipp zu wirken, was sich zum Beispiel in extremer Großschreibung (ganze Sätze!!) oder Teenagersprache ausdrückt. Ich habe den Sinn dahinter auch nicht so recht verstanden. Bergin hätte Ruby doch in gesetzerem Maße das Gesicht eines Teenagers verleihen können.

Gut gelungen ist der Autorin allerdings das Gefühl permanenter Bedrohung, zumal der Regen ja eine extrem schnelle Wirkung auf den menschlichen Körper hat. Gerade hier wird offensichtlich, wie gut der Roman hätte sein können, weil die Romanidee wirklich klasse und ungewöhnlich ist.

Nur was nutzt das, wenn die Protagonistin unsympathisch wirkt, die meisten Nebenfiguren sehr blass bleiben (und ohnehin sterben)  und der schöne Weltenbau gar nicht genossen werden kann, weil man permanent verwirrt auf den Sprachstil schaut. Ruby lässt zudem oft jegliches Gefühl vermissen. Da können Freunde und Familienmitglieder sterben wie die Fliegen, es scheint sie kaum zu berühren, während Virginia Bergin sich weiter in ironischen Dialogen ergeht.

Ihr seht es an der noch recht positiven Note, dass ich das Buch wirklich mögen wollte, aber eigentlich kann ich das Buch nur wegen der spannenden Idee loben und das ist letztlich dann doch zu wenig.

Note: 3-