Gabaldon, Diana: Die geliehene Zeit

Band 2 Jamie & Claire Serie

Originaltitel: Dragonfly in amber
Verlag:
Knaur
erschienen:
2015
Seiten:
1232
Ausgabe:
Klappenbroschur
ISBN:
3789132187
Übersetzung:
Barbara Schnell

Klappentext:

Schottland, 1968: 20 Jahre nachdem Claire Randall aus der Vergangenheit zurückgekehrt ist, bringt sie ihre Tochter Brianna in die Highlands, denn Brianna soll endlich das Land ihres Vaters kennenlernen. Claire will außerdem die Antwort auf eine Frage finden, die sie seit über 20 Jahren quält: Konnte ihre große Liebe Jamie Fraser die schreckliche Schlacht von Culloden überleben?

Rezension:

Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen (und dabei ist es tatsächlich nun mehr als 15 Jahre her), dass ich nach ein paar Seiten von „Die geliehene Zeit“ ziemlich verdattert das Buch zugeschlagen habe, um mich beim Klappentext noch einmal zu überzeugen, dass ich nicht versehentlich den dritten Band anstatt den zweiten gekauft hatte.

Tatsächlich beginnt das Buch 20 Jahre nach dem Ende von „Feuer und Stein“. Claire hat eine erwachsene Tochter namens Brianna und lebt wieder in der Gegenwart. Rums! Bei Frau Gabaldon muss man echt mit allem rechnen. Der Klappentext meiner uralten Ausgabe hatte im Gegensatz zur Neuausgabe bei Knaur diesen Zeitsprung übrigens nicht verraten.

Ziemlich verzweifelt und leicht verstimmt, las ich erstmal nörgelnd weiter, denn ich hatte irgendwie gar keine Lust auf schnödes Schottland in den 60er Jahren. Und auch wenn ich alle Fans hiermit beruhigen kann, denn „Die geliehene Zeit“ spielt zu ca. 85% trotzdem in der Vergangenheit, ist mir das neue Personal in der Gegenwart doch sehr ans Herz gewachsen.

Da wäre einmal der warmherzige Roger Wakefield, der Ziehsohn des Reverends aus Band 1, der mit Frank Ahnenforschung betrieben hat. Für Gabaldonsche Verhältnisse ist er ein eher sanftmütiger Charakter, der sich förmlich ein Bein für Claire und besonders für Brianna ausreißt. Es ist wirklich bezaubernd mal dabei zuzusehen, wie sich ein Mann ziemlich Hals über Kopf verliebt.

Auch Brianna mochte ich sofort. Sie ist ein eher störrisches Mädchen, mit dem viele Leser besonders in späteren Romanen der Reihe auf Kriegsfuß stehen. Ich wiederum finde ihre Art erfrischend anders und sie ähnelt in vielerlei Hinsicht ihrem Vater.

Dennoch gestehe ich, ich war froh, als Claire schließlich in Rückblenden erzählt, was damals in Schottland geschah und der Roman beginnt sich an „Feuer und Stein“ anzuschließen. Trotzdem unterscheiden sich beide Romane sehr voneinander, was besonders am Wechsel des Handlungsortes liegt.

Frankreich ist ganz offensichtlich nicht Schottland. Die wilde und ungestüme Landschaft und die offene und brummige Art der Schotten wird ausgetauscht gegen französische Etikette und höfische Intrigen. Um historische Romane, die in Frankreich spielen, mache ich im Normalfall einen großen Bogen und auch wenn die Geschehnisse dort von Gabaldon gewohnt detailliert, farbenfroh, spannend, lustvoll und mit viel Witz erzählt werden, ist der spätere Teil in Schottland für mich einfach reizvoller.

Natürlich ist die Schlacht um Culloden ein Highlight für sich, aber letztlich ist alles besser als das höfische Getue in Frankreich. Nichts desto trotz gibt es auch dort einen ganzen Haufen wundervoller neuer Figuren (Master Raymond, Fergus etc.) und jede Menge überraschende Entwicklungen und Dramen. Wie keine Zweite lässt die Autorin alles lebendig werden. Anstatt duftendes Heidekraut, gibt es hier eben stinkende Straßen am Hafen, parfümierte Perücken und versuchte Meuchelmorde. In Sachen Gefahren ist also zumindest alles wie immer!

Die Liebe zwischen Jamie & Claire festigt sich und wird ebenso neuen extremen Prüfungen unterzogen. Um Drama ist Gabaldon nie verlegen, also darf man sich nie zu sicher sein, was als nächstes passiert. Es kommt in Frankreich und auch in Schottland nicht nur einmal zu unvorhersehbaren Wendungen, bei dem die Taschentücher besser nicht zu weit vom Buch entfernt liegen sollten.

Genauso wie „Feuer und Stein“ habe ich „Die geliehene Zeit“ schon etliche Male gelesen, weswegen ich explizit auch noch einmal kurz auf die Neuübersetzung von Barbara Schnell eingehen möchte. Mir hat die vom ersten Band bereits gut gefallen, auch wenn ich weiß, die Meinungen gehen da sehr auseinander. Für mich ist sie in weiten Teilen runder, da für meine Begriffe besonders Claires Charakter viel besser zum Tragen kommt. Ich möchte übrigens betonen, dass die Neuübersetzung absolut keine Geldmacherei des Verlages oder der Autorin ist. Die früheren Bände 1-3 waren auf Deutsch immer gekürzt und so konnten die Leser die Bücher nie so erleben, wie es hätte sein sollen. Sowohl für Barbara, als auch für Diana war es immer ein Herzenswunsch den deutschen Lesern die bestmögliche Version der Geschichte zu liefern. Davon mal ganz ab, dass ich den neuen Look der Reihe sehr hübsch finde. Aber da ich ohnehin gefühlte 50tausend Ausgaben besitze, bin ich da auch vielleicht nicht die richtige Ansprechpartnerin. ;-)

Und ja, auch ich bin gespannt, wie Starz in der 2. Staffel, die wohl April/Mai anlaufen wird die Geschehnisse dieses Buches auf die Fernsehbildschirme bringen wird. Ich freue mich wirklich sehr, dass die Buchreihe durch die Verfilmung so viele neue Fans und so viel verdiente Aufmerksamkeit bekommt.

Note: 1

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  • Liebe Steffie, beim letzten Mal habe ich geschrieben, dass Sie mich jetzt in der Tasche haben. Dies gilt umso mehr, als ich gestern „Black Rabbit Hall“ zu Ende gelesen habe, das sie kürzlich besprochen haben: ich fand es sensationell gut! Das Einzige, was mich anfänglich verwirrt hat, war die Tatsache, als klar wurde, dass Amber, Toby und Kitty ja noch leben müssten…zwischendurch liest es sich, als habe die Geschichte von Amber im letzten Jahrhundert stattgefunden. Gott sei Dank löst es sich auf.
    Tausend Dank an dieser Stelle für Ihre tollen Rezensionen!
    Viele Grüße
    G. Halter

    PS: „Das Seelenhaus“ muss ich mir dringend besorgen….

  • Liebe Steffie! Ihr Blog gefällt mir immer besser – ich habe schon einige der von Ihnen besprochenen Bücher gelesen und bin begeistert! Und jetzt (nachdem ich Ihre Bewertung von „Die geliehene Zeit“ in der Neuübersetzung von Barbara Schnell gelesen habe) haben Sie mich endgültig „in der Tasche“!!! Großartig, danke für diesen tollen Blog!
    Viele Grüße
    G. Halter