Verlag: Knaur
erschienen: 2015
Seiten: 640
Ausgabe: Hardcover
ISBN: 3426653516
Klappentext:
Germanien im Jahre 213 nach Chr. Die junge Gerhild, Tochter eines Stammesfürsten, ist eine mutige und standesbewusste Frau. Als der römische Statthalter Quintus ihren Stamm aufsucht und sie zur Geliebten fordert, sind ihre beiden Brüder zu ihrem Entsetzen damit einverstanden. Sie will sich jedoch nicht in ein Schicksal fügen, das gleichbedeutend mit Sklaverei ist, und verlangt, dass der Römer um sie kämpfen soll. Da sie ahnt, dass ihre Brüder den Römer gewinnen lassen wollen, tritt sie selbst gegen ihn an. Was niemand für möglich gehalten hätte, geschieht: Die junge Frau siegt und blamiert Quintus damit vor ihrem Stamm und seinen eigenen Leuten. Der Römer will seine Niederlage nicht hinnehmen und sinnt auf Rache. Für Gerhild beginnt damit ein verzweifelter Kampf ums Überleben …
Rezension:
Dies ist nach langer langer Zeit ein Roman von Iny Lorentz, den ich mal wieder gelesen habe. Bei der Wanderhuren-Saga bin ich irgendwann ausgestiegen und auch der ein oder andere Einzelroman hat mich nicht so angelacht. Zumal ich in den letzten Jahren ohnehin viel viel weniger historische Romane verschlungen habe. Aber als ich diesen Roman in der Vorschau sah, hat mich die Neugier aufgrund des Klappentextes mal wieder gepackt.
Seien wir mal ehrlich, historische Romane, welche im deutschen Mittelalter spielen, sind mittlerweile so innovativ wie eine Dampflok und so war ich froh, dass sich Iny und Elmar mal eines ganz anderen Themas angenommen haben. Tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, in den letzten Jahren mal einen gescheiten Roman über das antike Rom in den Händen gehabt zu haben. Also habe ich mich einfach mal kopfüber hineingestürzt und habe mich wirklich bis zum Schluss gut unterhalten gefühlt.
Dem Autoren-Ehepaar wird ja oft vorgeworfen das ein oder andere Klischee zu bemühen oder historische Romane für die Pilcher-Generation zu schreiben. Tatsächlich gibt es Autoren, die filigraner schreiben und wo vor allen Dingen die Bösewichte etwas nuancierter und weniger schwarz/weiß darstellen, aber in „Die steinerne Schlange“ wurde ich doch angenehm vom Gegenteil überzeugt.
Der etwas gröbere Schreibstil passt perfekt in das Setting und die Zeit und gibt der Handlung etwas Unverfälschtes, was mir sehr gut gefallen hat. Die Figuren sind allesamt lebendig und glaubhaft beschrieben. Gerhild ist mir zwar manchmal ein bisschen zu sehr vom Schicksal begünstigt, weil ich das Gefühl hatte, es gelingt ihr einfach alles, aber sie war an sich so sympatisch und glaubwürdig ausgearbeitet, dass mir dieses Detail den Spaß am Roman nicht verdorben hat.
Für gewöhnlich sind die weiblichen Figuren bei Iny Lorentz immer sehr stark. Man bedenke, was die gute Marie aus der Wanderhure alles erleiden musste. Dennoch waren sie mir manchmal zu brav und ich bin froh, dass Gerhild auch mal eine richtige Ziege sein darf. Das mag der ein oder andere nicht mögen. Ich fand ihre manchmal zickige Art aber erfrischend und schön gegen den Strich gebürstet. Natürlich bleibt die Frage, ob es damals wohl möglich war, als Frau so fortschrittlich eingestellt zu sein, aber erstens ist dies immer noch ein Roman und zweitens sind es doch oft Frauen in historischem Romanen, die irgendwie anders sind, die gerade deswegen im Gedächtnis bleiben.
Was römische bzw. germanische Geschichte angeht, habe ich leider nur mein weit entferntes Schulwissen zur Verfügung. So muss ich darauf vertrauen, dass Iny Lorentz mit nicht einem vom Pferd erzählen. Allerdings habe ich ihre Romane bisher immer als gut recherchiert empfunden und wüsste nicht, wieso dies in diesem Fall anders sein sollte.
Jedenfalls kommt man innerhalb der 640 Seiten nie zur Ruhe. Immer passiert etwas und die Handlung wird stetig vorangetrieben. Leider kommen deswegen manche Hintergrundinformation wie z.B. die germanische Religion zu kurz, aber wer mal wieder richtig Lust auf einen packenden Historienroman hat, der wird das verschmerzen können.
Note: 2