Nielsen, Susin: Die hohe Kunst, unterm Radar zu bleiben

Originaltitel: The Reluctant Journey of Henry K. Larsen
Verlag:
cbt
erschienen:
2016
Seiten:
256
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3570310345
Übersetzung:
Claudia Max

Klappentext:

In der neuen Schule, in der fremden Stadt, bei den neuen Nachbarn heißt Henrys (13) Devise: bloß nicht auffallen. Denn wehe, es kommt raus, was sein Bruder getan hat. Weil Henry, seit ES passiert ist, nur noch Robotersprache spricht, hockt er viel beim Seelendoc. Seine Gefühle jedoch, und nicht nur die, frisst er weiter in sich hinein. Als er Alberta trifft, die zwar auch nicht normal, aber ziemlich toll ist, fragt er sich, ob da mehr daraus werden könnte. Und ob das bedeutet, dass es für ihn tatsächlich ein Leben DANACH gibt.

Rezension:

Ich war letzten Sommer schon sehr begeistert von „Glücklich für Anfänger“ von Susin Nielsen und so zögerte ich nicht lange, als bei cbt ein weiteres Buch der Kanadierin erschien. Und nun kann ich sagen, nie wieder wird eine Neuerscheinung von Susin Nielsen einsam und allein im Buchladen vor sich hinvegetieren, denn ich werde sie in Massen kaufen, lesen, verschenken und empfehlen.

Die Autorin hat eine unglaubliche Gabe besondere Charaktere zum Leben zu erwecken. Der 13jährige Henry erobert eigentlich schon nach den ersten Sätzen jedes Leserherz. Er ist warmherzig, witzig, sensibel und kann einfach wunderbar erzählen. Der neunmalkluge Ich-Erzähler hat einen besonderen Blick für seine Umgebung, die Menschen und ihre Eigenarten und Gefühle.

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Der besondere Reiz des Buches ist, dass nicht schon am Anfang klar ist, was innerhalb von Henrys Familie vorgefallen ist. Auch die Andeutungen sind sehr nebulös und so konzentriert man sich mehr auf die Folgen, die inneren Risse in der Familie, als auf die Vorkommnisse an sich. Dadurch baut sich eine für diese Art von Buch ungewöhnliche Spannung auf, weil man natürlich wissen will, was eigentlich passiert ist.

Henry beschreibt sein Leben nach der Tragödie mit jede Menge Humor. Seine Gedanken sind manchmal wirklich zum Schießen, aber oftmals ist doch auch seine Traurigkeit, seine Angst und auch seine Wut spürbar. Nielsen hat ein Gespür für die Stimmungen ihrer Figuren und weiß sie realistisch in die Handlung einzubringen. Hier gibt es keine Klischees, keine Übertreibungen, sondern einfach nur das Leid einer traumatisierten Familie, die dennoch einfach weiterleben und glücklich sein will.

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Mir hat besonders gut gefallen, dass „Die hohe Kunst, unterm Radar zu bleiben“ trotz des Themas einfach unglaublich witzig und schwungvoll geschrieben ist. Schon auf den ersten Seiten bei Henrys Therapeuten habe ich mehrfach laut lachen müssen und das obwohl man zu diesem Zeitpunkt weder die Figuren oder die Handlung kennt. Einzig Nielsens Timing und Sprache haben schon ausgereicht.

Ich würde mir wünschen, dass solche Jugendbücher ein größeres Publikum erreichen. Dieses warmherzige und wunderbare kleine Buch voller liebenswerter Außenseiter sollte einfach jeder – egal ob Teenager oder nicht – gelesen haben.

Note: 1

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  • Liebe Steffi,

    ich weiß gar nicht, was ich schöner finden soll – deine Rezension oder die Katzenbilder mit Buch. Und dann auch noch mit diesem Buch! Herrje, ich bin völlig hin und weg :) Mir fiel das Buch auch sofort ins Auge – das Lesen steht aber noch aus bei mir. Ich werde auf jeden Fall nicht mehr lange damit warten.

    Wünsch dir einen schönen Abend!

    Liebe Grüße,
    Anna

    • Hallo Anna!

      Vielen lieben Dank für Deinen schönen Kommentar. Das Witzige ist, die Fotos waren eigentlich ein „Unfall“. Ich wollte Fotos für die Rezi machen und mein Kater Klecks fand den Strohhalm so toll, so dass er irgendwie immer auf den Fotos war. Bis mir auffiel, dass da ein paar ziemliche coole Fotos bei rumgekommen sind! :-D

      Liebe Grüße,
      Steffi