Pala, Ivo: Die Hüterin Midgards

Band 1 Elbenthal Reihe

Verlag:
Sauerländer
erschienen:
2012
Seiten:
384
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3411809221

Klappentext:

In der Nacht vor ihrem 17. Geburtstag gerät Svenjas Welt aus den Fugen. Sie wird von einem Wolf durch Dresden gejagt und schließlich von drei unheimlichen, seltsam anmutenden Gestalten in den Untergrund entführt. Was Svenja dort entdeckt, sprengt jede Vorstellungskraft: Mitten in Dresden, unter dem Fundament des Residenzschlosses, liegt die letzte Bastion der Lichtelben und das Tor zur Menschenwelt Burg Elbenthal. Ihre Bewohner leben in tödlicher Bedrohung, denn der Schwarze Prinz der Dunkelelben rückt unaufhaltsam näher. Svenja ist die letzte Hoffnung denn sie ist die Auserwählte, die Hüterin Midgards …

Rezension:

Ivo Palas erster Band einer Elbenthal Reihe ist ein außergewöhnlicher Fantasyroman. Neben dem vielversprechenden Klappentext hat mich auch das Cover überzeugt, welches in Wirklichkeit noch sehr viel schöner aussieht. Das Buch hat eine fast metallisch leuchtende Farbschicht und ist ein richtiger Eyecatcher im Bücherregal.

Aber genug der äußerlichen Schönheit, denn auf das Innere kommt es schließlich an und dort überzeugt Pala mit einer spannenden, wendungsreichen und temporeichen Handlung, die mich von der ersten bis zur letzten Seite überzeugt hat.  Der Kontrast zwischen unserer modernen Welt und die der Elfen ist zwar spürbar, aber der Autor bemüht sicseinem Völkchen nicht allzu viele Fantasyklischees zu verpassen, weswegen das heutige Dresden und das mythische Midgard gemeinsam überraschend gut funktionieren.

Auch die Heldin weiß zu überzeugen. Svenya hat das Herz am rechten Platz und ist eine beherzte und erfrischend direkte Protagonistin. Sie ist genug Kind unserer Welt, um für jeden genug Identifikationspotential bieten zu können, aber gleichzeitig so interessiert und abenteuerlustig, das man es ihr durchaus zutraut ihre Bestimmung zu erfüllen. Ihre nicht ganz einfache Vergangenheit macht es dabei umso glaubwürdiger, dass sie sich schnell in ihrer neuen Umgebung und mit der neuen Aufgabe zurechtfindet.

Überhaupt ist Glaubwürdigkeit ein großer Pluspunkt in „Die Hüterin Midgards“. Palas Charaktere sind alles andere als eindimensional und machen teilweise eine erstaunliche Entwicklung durch und das obwohl die Handlung teilweise keine Luft zum Atmen lässt. Selbst zwischen Kampfgetümmel und Verfolgungsjagden vermag der Autor seinen Figuren Profiil zu verleihen. Mich haben sie jedenfalls das ein oder andere mal überrascht und einige Nebenfiguren entwickeln sich in eine Richtung, die anfangs nicht vorauszusehen.

Besonders betonen möchte ich noch die wirklich sehr schöne bildhafte Sprache des Autors, der ein besonderes Gespür für Atmosphäre besitzt. Er verknüpft geschickt alte Sagen und Mythen und lässt dabei eine fremde Welt vor dem inneren Auge lebendig werden. Bleibt nun zu hoffen, dass Ivo Pala dieses hohe Niveau auch in der Fortsetzung halten kann.

Vielen Dank an Bloggdeinbuch für das Rezensionsexemplar. Falls Ihr den Verlag unterstützen wollt, könnt ihr das Buch auch direkt bei Sauerländer bestellen.

Note: 1

Grant, Sara: Neva

Band 1 Neva Serie

Originaltitel: Dark Parties
Verlag:
Pan
erschienen:
2011
Seiten:
352
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3426283484
Übersetzung:
Kerstin Winter

Die 16-jährige Neva hat es satt, keine Antworten auf Fragen zu bekommen, die sie nicht einmal laut stellen darf: Warum wird ihr Heimatland von einer undurchdringbaren Energiekuppel von der Außenwelt abgeschottet? Warum verschwinden immer wieder Menschen spurlos? Und was ist mit ihrer Großmutter geschehen, die eines Tages nicht mehr nach Hause kam? Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Sanna beschließt Neva, Antworten zu verlangen und nicht mehr brav alle Gesetze und Regeln zu befolgen. Doch dabei verliebt sie sich nicht nur in den einen Jungen, der für sie tabu sein muss – sondern gerät auch in tödliche Gefahr …

Rezension:

„Neva“ ist leider ein negatives Beispiel für eine Dystopie. Klappentext und Cover lassen einen spannenden Roman erhoffen, aber leider ist Sara Grants Erstling von der ersten bis zur letzten Seite an Oberflächlichkeit nicht zu überbieten.

Nie wird richtig deutlich, worin die Bedrohung eigentlich besteht. Vor allen Dingen für die Männer scheint das Leben in recht normalen Bahnen zu verlaufen und ich habe mich mehrmals gefragt, wieso es keinen größeren Widerstand gibt. Eigentlich nehmen die Menschen einfach ihr Schicksal hin und der Autorin gelingt es so gut wie nie eine bedrückende Stimmung aufzubauen.

Einzige Ausnahme ist eine Brutstätte für Frauen, die dort nur zum Gebären festgehalten werden. Hier schimmert durch, was „Neva“ hätte sein können.

Die Hauptfigur war mir anfangs durchaus sympathisch und es gibt sehr schöne lyrische Momente, in denen sie z.B. über ihre Großmutter nachdenkt. Dennoch handelt sie für mich oft aus den falschen Beweggründen. Sie wirkt eher wie ein trotziger Teenager und nicht wie eine Rebellin. Die anderen Figuren bleiben Statisten und sind wenig lebendig geschildert.

Ganz schlimm ist auch die Liebesgeschichte zwischen Neva und Braydon, bzw. Neva und Ethan. Man weiß bei Braydon nie so recht, woran man ist. Besonders gegen Ende wechselt er im Minutentakt von Gutmensch zu Bösewicht, so dass er als Figur jegliche Glaubwürdigkeit verliert und auch die Beziehung zwischen ihm und Neva ad absurdum geführt wird. Grant verbiegt ihn einfach so, wie es ihr handlungstechnisch in den Kram passt.

Besonders ärgerlich ist das Ende, welches vollkommen offen ist. Da „Neva“ der erste Teil einer Reihe ist, ist es nur natürlich, dass einige Punkte offen bleiben, um neugierig auf die Fortsetzung zu machen. Aber in diesem Umfang ist es einfach eine bodenlose Frechheit.

Dummerweise wird die Autorin vor Band 2 auch erstmal eine Dystopie außerhalb der Serie veröffentlichen. Ich bezweifle, dass ich jahrelang auf Antworten zu all meinen Fragen warten werde.

Note: 4+

Aguirre, Ann: Die Enklave

Band 1 Razorland Serie

Originaltitel: Enclave
Verlag:
Blanvalet
erschienen:
2011
Seiten:
352
Ausgabe:
großformatiges TB
ISBN:
3442268125
Übersetzung:
Michael Pfingstl

Klappentext:

New York wurde in einem längst vergessenen Krieg zerstört. Die Oberfläche ist durch Säureregen und glühende Hitze unbewohnbar geworden. In den U-Bahn-Tunneln der Stadt leben die junge Jägerin Zwei und ihr Partner Bleich, die sich Tag für Tag bemühen, genug Nahrung für ihren Stamm zu erlegen. Da wird Zwei an die Oberfläche verbannt. Ein sicheres Todesurteil! Darum kann sie kaum glauben, dass Bleich beschließt, sie zu begleiten. Doch der würde alles tun, um Zwei nicht zu verlieren …

Rezension:

Momentan sind Dystopien der große Trend im Jugendbuchbereich und wie bei den Vampirromanen, ähneln sich einige Romane schon sehr. Nicht so bei „Die Enklave“, in der Ann Aguirre zwar eine postapokalyptische Welt entwirft, die aber eher an die Steinzeit, denn an eine ferne Zukunft erinnert.

Die Menschen lebt unter der Oberfläche in sogenannten Enklaven. Die Autorin frönt einen sehr knappen und sachlichen Stil, welcher allerdings gut zu diesem Buch passt, weil die Unwirtlichkeit der Enklaven keine andere Sprache zulässt. Die Menschen hausen dort ohne jede Art von Technik wie Steinzeitmenschen. Jeder Mensch hat dort eine Aufgabe. Entweder man ist zum Kinderkriegen abgestellt, ein Arbeiter oder eben ein Jäger. Ansonsten mangelt es allen, auch den Ältesten, an Wissen. Das Leben reduziert sich als mehr oder weniger auf Nahrungssuche und kontrollierte Fortpflanzung.

Die Ich-Erzählerin Zwei schildert eindrücklich ihr Leben und behutsam lässt die Autorin sie hinter ihr eintöniges und von Regeln geprägtes Leben schauen. Obwohl sie selbstverständlich Angst hat, ist sie eine so starke Persönlichkeit, dass sie sogar nach ihrer Verbannung nicht aufgibt. Erfreulicherweise phantasiert Aguirre keine schmalzige Liebesgeschichte zwischen Zwei und Bleich zusammen. Das hätte der Glaubwürdigkeit der Figuren und der Geschichte nicht gut getan. Vielmehr erwächst zwischen den beiden eine besondere Freundschaft, die sich von anfänglichem Misstrauen in absolutes Vertrauen wandelt.

Zimperlich sollte man bei „Die Enklave“ nicht sein, denn es gibt einige eklige Szenen. Zwar suhlt sich die Autorin nicht in unöttigen Beschreibungen, aber ihre Welt ist nun mal hart und brutal und sie beschönigt nichts. Von daher würde ich das Buch auch eher älteren Jugendlichen empfehlen oder eben erwachsenen Lesern, die auch aufgrund des Fehlens jeglichen Kitsches ihre Freude an dem Buch haben werden.

Mit dem letzten Kapitel wurde mir dann auch schlagartig klar, „Die Enklave“  ist kein Einzelroman, sondern der Anfang einer Trilogie oder Serie. Zwar endet das Buch an einem gute abgepassten Punkt, aber es bleiben noch viele Fragen offen, die hoffentlich in nicht all zu ferner Zukunft beantwortet werden. Der Nachfolger erscheint im Original leider erst im Herbst 2012.

Note: 2

Bomann, Corina: Der Lilienpakt

Verlag: Ueberreuter 
erschienen: 2011
Seiten:
365
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3800056011

Klappentext:

Frankreich 1643: Die siebzehnjährige Christine muss den Mord an ihrer Familie miterleben und befindet sich seitdem auf der Flucht getrieben von dem Plan, die Schuldigen zu entlarven. Ein Schmied nimmt sie nur widerwillig auf, denn er hat Angst vor dem Geheimbund Schwarze Lilie

Rezension:

Da denkt man, es wäre wirklich schon alles zum Thema Musketiere geschrieben und verfilmt worden, und schon wird man von Corina Bomann eines Besseren belehrt.

In diesem Buch ist die Geschichte um die berühmten drei Musketiere etwas unkomplizierter und trotzdem mit sehr viel Spannung erzählt worden. Auch wenn es natürlich nicht die gleiche Geschichte ist, die Alexandre Dumas vor ca. 160 Jahren erzählt hat, so ist es doch vom geschichtlichen Hintergrund ähnlich gestaltet. Das musste auch so sein, denn an den geschichtlichen Fakten wollte die Autorin natürlich nichts verändern.

Aber an den Hauptpersonen hat die Autorin etwas geändert. Es sind hier nicht die Musketiere die Hauptakteure, sondern ein junges Mädchen namens Christine und der Sohn eines Schmieds namens Jules.

Am Anfang war ich noch durch die vielen französischen Namen etwas verwirrt, aber das hat sich sehr schnell geändert, denn die Geschichte ist so flüssig und leicht verständlich geschrieben, dass man doch recht schnell den Durchblick hat.

Der Spannungsbogen ist am Anfang nicht ganz so straff gespannt, auch wenn die Geschichte rasant beginnt, aber nach dem ersten Teil wird es dann immer spannender. Dieses Buch ist in drei einzelne Teile unterteilt und zeigt auf diesem Weg dem Leser, wann es in Christines Leben zu einschneidenden Veränderungen kommt.

Sehr einfühlsam beschreibt die Autorin auch eine zarte Liebesgeschichte und die Schwierigkeiten mit denen die  junge Leute in der damaligen Zeit zu kämpfen hatten. Christine ist manches mal sehr eigensinnig und temperamentvoll, aber sie hat auch Herz und Verstand und das führt zu einigen heiteren Dialogen.

Die Autorin beschreibt sehr eindrucksvoll die katastrophalen hygienischen Begebenheiten in Paris und auch die Armut, aber sie sorgt auch dafür das die Atmosphäre durch diese Beschreibungen nicht lange dunkel und unangenehm wirkt beim lesen. Natürlich konnte Frau Bomann auch nicht darauf verzichten die Grausamkeiten der damaligen Zeit zu beschreiben, aber auch diese Szenen sind wohl dosiert, und nicht übertrieben grausam, in die Handlung eingefügt worden.

Natürlich wird dem aufmerksamen Leser recht schnell klar wohin die Handlung führt, aber sie führt dann doch nicht zu dem Geheimnis von dem wir alle glauben es zu kennen. Auch in diesem Punkt hat die Autorin einige Überraschungen im Ärmel, die ich hier natürlich nicht verraten werde.

Dieses Buch ist sicher dazu geeignet, bei einem jugendlichen Leser das Interesse für die französische Geschichte zu wecken und das mit viel Spannung, Humor und Abenteuer. Genau die richtige Lektüre um langweilige Regentage in den Ferien oder am Wochenende angenehm zu verbringen. Es macht viel Spaß Christine und Jules im alten Paris bei ihren Abenteuern zu begleiten.

Eine Karte im Buchdeckel und ein ein ausführliches Nachwort runden dieses Buch sehr gut ab und helfen dem Leser die Wege und Orte besser kennen zu lernen.

Auch wenn das Cover nicht so ganz meinem Geschmack entsprach, fand ich die rote Lilie und den roten Schriftzug darauf sehr schön, nur diese ständigen Frauenporträts auf historischen Romanen werden langsam langweilig. Diese Porträts findet man fast ausschließlich auf den historischen Romanen und ich hätte mir für dieses Buch einen anderen Hintergrund gewünscht. Aber wie gesagt, dass ist halt Geschmackssache und rechtfertigt in meinen Augen keinen Punktabzug, denn der Inhalt und die Handlung des Buches ist spannend und schlüssig geschrieben.

Note: 2+

Armstrong, Kelley: Schattenstunde

Band 1 „Die dunklen Mächte“

Originaltitel: The Summoning
Verlag:
Pan
erschienen:
2010
Seiten:
416
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3426283417
Übersetzung:
Christine Gaspard

Klappentext:

„Ich heiße Chloe Saunders, und mein Leben wird nie mehr so sein, wie es einmal war. Ich wollte immer eine ganz normale Jugendliche sein. Doch heute weiß ich nicht einmal mehr, was das ist, normal sein. Alles begann an dem Tag, an dem ich meinen ersten Geist sah und er mich. Nun kommen immer mehr Tote auf mich zu, die irgendetwas von mir wollen. Und da das alles andere als normal ist, wurde ich nach Lyle House geschickt angeblich ein Heim für verhaltensauffällige Jugendliche. Aber da steckt mehr dahinter. Und die anderen Jugendlichen hier sind auch nicht einfach nur durchgeknallt. Irgendetwas stimmt hier nicht. Ich muss versuchen, den dunklen Geheimnissen auf die Spur zu kommen. Denn nur so kann ich die Toten, die immer näher kommen, zum Schweigen bringen „

Rezension:

Kelley Armstrongs erster Band der Reihe „Die dunklen Mächte“ ist ein wunderbares Beispiel für perfekte All-Age-Unterhaltung. Sowohl Teenager, als auch Erwachsene werden sich mit diesem Buch wohlfühlen, weil die Autorin die Nöte und Sorgen der jungen Chloe ernst nimmt, dem ganzen aber eine düstere Stimmung verleiht und auf Kitsch gänzlich verzichtet.

In „Schattenstunde“ sind alle Figuren sehr real, was aufgrund ihrer Fähigkeiten vielleicht jetzt etwas komisch klingt, aber die Autorin charakterisiert sie so facettenreich, dass sie einem wie echte Menschen vorkommen. Besonders die Entwicklung von Chloe ist bemerkenswert und mit sehr viel Liebe zum Detail geschildert. So können junge Erwachsene immer ihre Entscheidungen, Ängste und Hoffnung nachvollziehen und sich ältere Leser an der superb ausgearbeiteten Charakterentwicklung erfreuen.

Die Geschichte selbst ist sehr wendungsreich und überraschend. Immer wieder tauchen neue Rätsel auf, die es zu lösen gilt und es macht wirklich Spaß mit Chloe und ihren Freunden die Geheimnisse des Lyle Hauses zu ergründen.

Man merkt dem Buch am Anfang an, dass es der erste Band einer Serie ist, weil die Autorin sich sehr viel Zeit nimmt, um Atmosphäre aufzubauen und den Leser mit den Figuren vertraut zu machen. Allerdings wird das Geschehen ab der Hälfte so spannend, dass ich mich frage, wie man da im zweiten Band noch einen drauf legen will. Ich lasse mich da allerdings gerne positiv überraschen. ;-)

Im Gegenzug zu vielen anderen paranormalen All-Age-Titeln, die oft nur leicht phantastische angehauchte Liebesgschichten darstellen, bekommt man in „Schattenstunde“ wirklich das, was hinten drauf steht. Das Buch ist durchaus düster und teilweise gruselig. Nicht so schlimm, dass man vor dem Löschen der Lampe unters Bett schauen muss, aber schon so, dass es einen packt und nicht mehr los lässt.

Das Loslassen wird uns besonders am Ende schwer gemacht, denn Armstrong beendet das Buch mit einem gehörigen Cliffhanger. Deswegen mein Rat: gleich die Fortsetzung „Seelennacht“ mitbestellen.

Note: 2