Murphy, Clodagh: Pustekuchen!

Originaltitel: Frisky Business
Verlag:
Blanvalet
erschienen:
2015
Seiten:
512
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3734101557
Übersetzung:
Gabriele Weber-Jaric

Klappentext:

Freund, Hochzeit, Kinder – so sah Romy Fitzgeralds Lebensplanung aus. Nicht vorgesehen war das heiße Sexabenteuer auf einer Kostümparty. Und das auch noch mit einem Mann, der als Darth Vader verkleidet war. Doch die Geburt ihres Sohnes Luke neun Monate später stellt sich als das Beste heraus, was Romy je passiert ist. Das einzige Problem: Was wird sie Luke sagen, wenn er sie eines Tages nach seinem Vater fragt? Dem Mann, dem Romy ein Geheimnis anvertraut hat, das sie selbst am liebsten für immer vergessen würde, und den sie dennoch um jeden Preis finden muss …

Rezension:

„Pustekuchen!“ war schon mal für das Herbstprogramm 2014 bei Blanvalet unter dem Titel „Luke – wo ist dein Vater“ vorgesehen und wurde dann um ein Jahr verschoben. Leider hat man dem Buch sowohl einen neuen Titel, als auch ein neues Cover verpasst. Wobei ich das mit dem Titel schon nachvollziehen kann, weil vermutlich viele Frauen, die Lust auf einen leichten Unterhaltungsroman haben, eher keine Star Wars Freaks sind und dadurch vielleicht hätten abgeschreckt werden können.  Das alte Cover fand ich jedoch viel stimmiger und gerade in Bezug auf die kommende erneute Star Wars Mania (im November startet der neue Film in den Kinos), hätte man doch ein bisschen davon profitieren können.

Für alle Nicht-Star-Wars-Fans kann ich übrigens vorab Entwarnung geben. Bis auf das, was bereits im Klappentext verraten wird, passiert in dieser Richtung gar nichts. Romy hat Sex mit Darth Vader und nennt ihren Sohn Luke und alles andere ist eine ganz normale irische Liebes- und Familiengeschichte. Was für mich leider auch ein bisschen die Krux war. Ich hatte aufgrund des Inhaltes ein Buch mit etwas mehr Pepp und Witz erwartet. Vielleicht mehr so Richtung Chick Lit.

Bekommen habe ich dann eine durchaus liebenswerte Geschichte einer alleinerziehenden jungen Mutter, die ihren Weg im Leben und in der Liebe finden muss. Glücklicherweise umschifft Clodagh Murphy ein paar zu offensichtliche Klischees, die ich nach den ersten 50-60 Seiten befürchtet hatte.  Letztlich ist mir „Pustekuchen!“ aber mit über 500 Seiten einfach zu sehr in die Länge gezogen und ingesamt ein bisschen zu zahm. Immer wenn die Autorin witzig wird oder ihre Protagonisten echte Gefühle zeigen, ist der Roman ganz stark, um dann jedoch oft in seitenlanges Geplänkel abzufallen, was die Geschichte unnötig streckt.

Wobei ich widerum zugeben muss, dass ich die 512 Seiten an zwei Tagen verschlungen habe und ich die Figuren wirklich gern mochte. Romy ist eine sympathische und warmherzige Frau und auch ihre Freunde wirken sehr lebendig, aber nach der ersten Hälfte des Romans weiß man einfach, wo der Hase langläuft und ich hätte mir da eine deutliche Straffung der Geschichte gewünscht. Natürlich ist in den meisten Liebesromanen normalerweise der Weg das Ziel, weil oft klar ist, wie das Buch ausgehen wird, aber hier hält das Buch in der zweiten Hälfte einfach kaum noch Überraschungen bereit. Romys Geheimnis in Bezug auf den Tod ihres Vaters war mir z.B. bereits bei ihrem Stelldichein mit Darth Vader klar.

Wer sich übrigens ein bisschen Irland-Flair erhofft, den muss ich enttäuschen. „Pustekuchen!“ könnte auch in den USA oder in England spielen. Ich weiß, Halloween stammt ursprünglich aus Irland, aber ansonsten gab es keine signifikanten Anzeichen für den Handlungsort. Wer aber Lust auf eine leichte Liebesgeschichte für ein entspanntes Wochenende sucht, wird mit Clodagh Murphy sicher glücklich werden.

Note: 2-

Blumkist, Mia: Ich liebe was, was du nicht siehst

Verlag: Aufbau
erschienen:
2015
Seiten:
278
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
374663136X

Klappentext:

Liebe mich, wer kann Franziska und Paula sind Universalfreundinnen. Männer tauchen bei ihnen nur übergangsweise auf – Periodenmänner eben. Bis Paulas 35. Geburtstag vor der Tür steht und sie merkt, dass ihr doch etwas fehlt: die Liebe. Also tut Franziska, was eine beste Freundin tun muss: Paula verkuppeln. Und damit das auch klappt, meldet sie Paula bei einem Dating-Seminar an. Vier skurrile Seminartage, sechs Mitstreiter, einige Verwechslungen und einmal Beste-Freundinnen-Funkstille später ist Paula tatsächlich verliebt – aber ganz anders als gedacht … Ein wunderbarer Roman – frech, witzig und sehr ehrlich!

Rezension:

Die 34jährige Franziska arbeitet gemeinsam mit ihrer Freundin Paula im Callcenter eines Kalenderverlages. Die beiden sind laut ihrer Aussage Universalfreundinnen und Single. Als Paula 35 Jahre alt wird, ist sie deprimiert, denn nun sind ihre Chancen einen Mann abzubekommen genauso hoch, wie von einem lilafarbenen Pudel in der Antarktis zerfleischt zu werden (Orginalzitat aus dem Buch). Deshalb bekommt Paula ein Transformations-Seminar bei einem Dating Guru geschenkt und damit sich Paula nicht so einsam fühlt, meldet sich Franziska gleich mit an. Und so reisen die beiden Stadtpflanzen in die Berge nach Bad Örzen um dem Schicksal auf die Sprünge zu helfen.

Die Geschichte wird aus Franziskas Sicht erzählt. Franziska wirkt eher zurückhaltend, hat aber öfters mal einen „Periodenmann“, was heißt, dass er relativ schnell wieder aus ihrem Leben verschwindet. Paula hingegen tritt viel selbstbewusster auf, ist etwas fülliger und sehnt sich nach einer dauerhaften Beziehung. Doch auch sie verliebt sich immer in die falschen Männer.

Witzig und spritzig frech erzählt die Autorin von den beiden Freundinnen, ihrem Leben und ihren Erlebnissen bei dem Seminar. Dabei bringt sie manches auf den Punkt wenn sie z.B. Franziskas Gedanken bezüglich der ach so verhassten Vorstellungsrunde bei Seminaren beschreibt. Aber nicht nur Franziska wird überrascht, wenn einiges sich anders entwickelt als erwartet. Obwohl Franziska ja eigentlich nur die Begleitperson ist, bewirken die Tage in den Bergen bei ihr fast mehr, als bei Paula. Da kommen verdrängte Probleme an die Oberfläche und man bekommt ein Gefühl dafür, warum sie sich nicht richtig auf eine Beziehung einlassen kann.

Im Zentrum der Geschichte steht die Freundschaft der beiden Frauen, die allen Bewährungsproben standhält. Ganz nebenbei zeigt die Autorin aber auch auf, wie oberflächlich Menschen oft beurteilt werden und wie unterschiedlich die Erwartungen und die Ehrlichkeit bei solchen Seminaren sind. Es liegt jedoch nicht in der Absicht von Frau Blumkist das Geschäft mit der Einsamkeit zu verurteilen, denn der Seminarleiter Herr Jungblut ist ein ganz Netter, der es tatsächlich gut meint und den Menschen helfen möchte, auch wenn nicht immer alles nach Plan läuft. Oft musste ich beim Lesen lachen, wenn eine Situationen wieder einmal treffend und manchmal auch etwas überspitzt dargestellt wurde.

Alles in allem hat mir dieser unterhaltsame Roman sehr gut gefallen und ich habe ihn gerne gelesen.

Note: 2

Arnold, David: Auf und davon

Originaltitel: Mosquitoland
Verlag:
Heyne fliegt
erschienen:
2015
Seiten:
384
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3453269837
Übersetzung:
Astrid Finke

Klappentext:

Wer würde nicht gerne einfach mal verschwinden? In den nächsten Bus springen und alles hinter sich lassen? Genau das macht die sechzehnjährige Mim Malone. Es reicht ihr, immer das zu tun, was ihr Vater und seine neue Frau für richtig halten. Sie will wissen, weshalb ihre Mom aus ihrem Leben verschwunden ist. Und ihre Gedanken sollen endlich aufhören, in ihrem Kopf Karussell zu fahren. Also steigt sie einfach in den Greyhound-Bus und haut ab, zu ihrer Mom. Während draußen die Landschaft vorbeifliegt, macht Mim einige unvergessliche Bekanntschaften – die wunderbare Arlene, den unheimlichen Ponchomann und den äußerst attraktiven Beck, an den sie ihr Herz zu verlieren droht … Doch dann verändert ein tragischer Unfall von einem auf den anderen Augenblick alles. Und Mim muss sich den wirklich entscheidenden Fragen in ihrem Leben stellen.

Rezension:

Ich habe erst vor wenigen Minuten dieses Buch beendet und weiß absolut nicht, wie ich das Leseerlebnis in Worte kleiden soll. „Auf und davon“ ist überhaupt nicht so, wie ich es nach dem Klappentext erwartet habe, aber ich befürchte, kein Klappentext der Welt würde diesem Roman gerecht werden, denn weder Handlung, noch Figuren, noch Schreibstil lassen sich in fünf Sätze zusammenfassen und auf einen Buchrücken drucken.

An diesem Buch ist absolut nichts gewöhnlich, dafür einiges verwirrend, wunderschön, verrückt, merkwürdig, komisch, traurig und absurd. Diese Ambivalenz macht sich im übrigen auch in den Rezensionen bemerkbar, die oft eher mittelprächtig sind, weil – und das meine ich jetzt nicht böse oder überheblich – wohl der ein oder andere Leser von diesem Buch überfordert wird.

David Arnold bringt sehr viele Themen zur Sprache. Krankheiten, Behinderungen, Ausgrenzung, versuchter Missbrauch, etc., aber trotz alledem ist es doch vor allen Dingen Mims Weg zu sich selbst. Ja, er ist getarnt als Roadtrip zu ihrer Mutter und es gibt einige Dinge, die sie auf dieser Reise erlebt, aber letztlich sind es Mims Gedanken und Gefühle, die diesen Roman ausmachen und ihn tragen. Das mag der ein oder andere langweilig finden, aber wir sind hier ja auch nicht bei Star Wars, wo zwischendurch mal ein Laserschwert gezückt wird.

Wobei ich auch sagen muss, es passiert eigentlich den ganzen Roman über etwas. Mim lernt Menschen kennen, die sie mag oder sogar liebt. Menschen, die ihr Angst machen und sie bedrohen oder die sie einfach unglaublich nervig findet. Immer wieder geht sie gedanklich auch zurück in ihre Kindheit, um die Beziehung zu ihren Eltern zu beleuchten und um sich an ihre Mutter zu erinnern. Es gibt genug Dinge, die der Leser verstehen und verdauen muss. Ich frage mich, wie man sich dabei ernsthaft langweilen kann.

Tatsächlich gab es auch für mich in der Mitte des Romans einen kleinen Bruch. Mim entschließt sich irgendwann ohne den Greyhound-Bus ihre Reise fortzuführen und da wurde der Roman für mich 30-40 Seiten ein bisschen arg skurril. Aber ich habe einfach weitergelesen und plötzlich ergab dann doch irgendwie alles einen Sinn.

Ein paar Wendungen hält der Roman natürlich auch bereit. So hatte ich bis zum Schluss keine Ahnung, an wen Mim ihre eingestreuten Tagebucheinträge richtet. Dafür hatte ich ziemlich schnell raus, was mit ihrer Mutter los ist. Auch wenn das der Eindrücklichkeit des Schlusses keinen Abbruch getan hat.

Ohnehin lebt der Roman aber von Mim. Niemand wird sich vollends mit diesem Mädchen identifizieren können, denn dazu ist so wohl zu seltsam und auch zu außergewöhnlich, aber es gibt so viele Dinge, die ich an ihr bewundere. Sie ist mutig und entschlossen, wo andere längst aufgeben, dabei hat sie es doch ungleich schwerer.

Stilistisch fährt David Arnold hier übrigens schwerste Geschütze auf. Mein lieber Schwan kann der Mann schreiben. Es gibt so viele einzelne Sätze oder auch ganze Passagen, die ich mehrfach gelesen habe, weil sie einfach so wunderschön sind oder so etwas ultimativ Wahres aussagen, dass einem den Atem stockt. Ich würde unbesehen wieder ein Buch von diesem Autor kaufen und wenn es von Schweinen auf dem Mond handeln würde.

So wie Mim immer sagt „Ich bin Mary Iris Malone, und mit mir stimmt etwas nicht“, könnte man auch sagen… „Hallo – ich bin das Buch Auf und davon und mit mir stimmt etwas nicht. “ Nur um dann am Ende festzustellen, dass mit Mim eigentlich alles stimmt und mit dem Buch erst recht!

Note: 2+

Rosenfield, Kat: Tiefe Wellen

Originaltitel: Inland
Verlag:
FJB
erschienen:
2015
Seiten:
416
Ausgabe:
Klappenbroschur
ISBN:
3841421709
Übersetzung:
Stefanie Schäfer

Klappentext:

Callie Morgan hat Angst vor dem Wasser. Ihre Mutter ist ertrunken – Unfall oder Selbstmord? Durch eine mysteriöse Krankheit steigt das Wasser auch in ihrer Lunge. Doch als ihr Vater ausgerechnet im feuchtwarmen Florida einen Job annimmt, verschwinden die Symptome. Callie findet Freunde, ein Junge verliebt sich in sie. Aber das schicksalhafte Verhältnis ihrer Familie zum Wasser scheint sie zu verfolgen.

Rezension:

Mit „Tiefe Wellen“ veröffentlicht FJB nach „Toter Sommer“ einen weiteren Roman von Kat Rosenfield. Die Autorin hat eine Gabe dafür Stimmungen zu erzeugen.Die düstere Atmosphäre entwickelt einen gewaltigen Sog, der den Leser besonders in der zweiten Hälfte stark an das Buch bindet.

Rosenfields Protagonistin ist eine durch ihre Vergangenheit geprägte Figur. Ihre merkwürdige Krankheit, der Verlust der Mutter, ihre Einsamkeit stehen im starken Kontrast zur neuen Situation in Florida, wo Callie aufblüht und fast ein normaler Teenager zu werden scheint. Auch stilistisch merkt man das dem Roman an. Obwohl die Autorin über das ganze Buch hinweg einen sehr poetischen Schreibstil bemüht, verändert er sich doch zusammen mit Callie, was dem Roman eine unglaubliche Tiefe verleiht.

Ich denke, ob einem der Roman gefällt, steht und fällt damit, wie schnell man weiß, was es mit Callies Verbindung zum Wasser auf sich hat und ob man sich auf gewisse Dinge einlassen will. „Tiefe Wellen“ lässt sich in keine Genre-Schublade packen. Manche mögen das, andere brauchen feste Genre-Regeln, um sich wohlzufühlen. Ich fand dieses hin und hertreiben sehr spannend und für mich blieb der Roman dadurch unvorhersehbarer. Ich hatte zwar eine Ahnung, aber die Autorin legt geschickt Fährten und spielt mit den Erwartungen der Leser, so dass man sich bis zum Ende nicht ganz sicher sein kann.

Auch das Ende ist übrigens ungewöhnlich, da es dem Leser Raum für eigene Interpretationen gibt. Man kann sich sozusagen ein bisschen aussuchen, was einem besser oder realistischer vorkommt. Letztlich ist es aber gar nicht so sehr die Auflösung, die mich so gefesselt hat, sondern die Ich-Erzählerin an sich und Rosenfields wunderschöner Schreibstil, der so perfekt zu Setting und Geschichte passt. Trotzdem lässt sie Callie auch ein richtiger Teenager sein. Die Protagonistin ist nich schwarz oder weiß, in sich gekehrt oder lebenslustig. Sie vereint alle ambivalenten Gefühle, die wohl jeder Mensch in sich trägt. Mal ist sie lustig, mal traurig und in Gedanken versunken. In vielen Rezensionen wird dies als negativ angesehen, was mich ziemlich wundert. Ich bin für jede mehrdimensionale Figur in einem Roman dankbar. Abziehbilder gibt es gerade in der Jugendliteratur schon genug und Rosenfield erklärt Callis Wesen ja auch aufgrund der Geschehnisse schlüssig.

Wer mal Lust hat auf ein besonderes Buch – welches man übrigens nach dem Lesen des Klappentextes so nicht erwarten würde – der wird mit „Tiefe Wellen“ sicherlich glücklich werden. Ich habe mir jedenfalls erstmal Kat Rosenfields älteres Buch „Toter Sommer“ gekauft.

Note: 1-

Gablé, Rebecca: Der Palast der Meere

Band 5 Waringham Saga

Verlag: Lübbe
erschienen:
2015
Seiten:
960
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
343103926X

Klappentext:

London 1560: Als Spionin der Krone fällt Eleanor of Waringham im Konflikt zwischen der protestantischen Königin Elizabeth I. und der katholischen Schottin Mary Stewart eine gefährliche Aufgabe zu. Ihre Nähe zur Königin schafft Neider, und als Eleanor sich in den geheimnisvollen König der Diebe verliebt, macht sie sich angreifbar. Unterdessen schleicht sich ihr fünfzehnjähriger Bruder Isaac in Plymouth als blinder Passagier auf ein Schiff. Nach seiner Entdeckung wird er als Sklave an spanische Pflanzer auf der Insel Teneriffa verkauft. Erst nach zwei Jahren kommt Isaac wieder frei ? unter der Bedingung, dass er in den Dienst des Freibeuters John Hawkins tritt. Zu spät merkt Isaac, dass Hawkins sich als Sklavenhändler betätigt ? und dass sein Weg noch lange nicht zurück nach England führt …

Rezension:

Lady Eleanor of Waringham lebt schon seit ihrer Kindheit bei Königin Elisabeth I. Sie ist mit ihr aufgewachsen und ihre Freundin geworden. Nun unterstützt sie die Königin, indem sie alles sieht und hört was dieser sonst entgehen würde. Eleanor ist das „Auge der Königin“. Gleichzeitig erlebt der Leser die Seite des Hofes und bekommt hautnah die politischen Einzelheiten der Epoche mit. Aber auch Intrigen gegen die Königin werden aufgedeckt und dann hat El auch noch ihr eigenes Leben, welches sie vom Hof wieder fortführt direkt in die Unterwelt Londons, denn ihr Geliebter ist ein Meisterdieb.

Der zweite Handlungsstrang entführt den Leser gemeinsam mit Isaac of Waringham quer über die Weltmeere und zurück. Isaac ist der Bruder von El und mindestens genauso verwegen. Er macht als Freibeuter Kariere und sorgt dafür, dass man sich ein bisschen wie in einem Piratenfilm beim Lesen dieses Buches fühlt. Isaac ist verwegen und mutig und dabei stehst darauf bedacht auch den Schwächeren zu helfen. Er selbst gerät von einem Abenteuer ins nächste und zwischendurch auch mal in Schwierigkeiten, aus denen er aber nach Piratenmanier wieder herausfinden kann.

Die fiktiven Charaktere der Familie Waringham sind hier wunderbar eingearbeitet in historische Fakten und umgeben von historischen Persönlichkeiten. Man könnte direkt vergessen, dass es sich hier um einen Roman handelt und nicht um eine historische Abhandlung. Die Handlung hat die Autorin jedenfalls glaubhaft geschildert. Es macht einfach Spaß mit El und Isaac ins 16. Jahrhundert einzutauchen und ihnen dabei zuzusehen wie sie ihr Leben und ihre Herausforderungen meistern. Das Leben am Hofe von Elisabeth I. wirkt lebendig und echt. Aber genauso wie die Abenteuer der fiktiven Charaktere geschildert werden, werden auch historisch belegte Charaktere mit eingebunden. Da ist zum Beispiel Francis Drake, der ja wohl jedem ein Begriff ist, die Autorin hat hier einmal ein ganz anderes Bild des Freibeuters gezeichnet. Die Wege von ihm und Isaac kreuzen sich immer wieder, ihre Karrieren sind ähnlich gestaltet. Es macht einfach Spaß zusehen wie die Zwei immer mal wieder aufeinandertreffen und Drake dabei nicht immer, als der strahlende Held hervorgeht, wie man ihn sonst aus alten Filmen kennt. Auch die Beziehung zu Mary Stewart, der Königin von Schottland ist wunderbar wiedergegeben. Der Autorin ist es gelungen, ein glaubhaftes Bildnis dieser beiden so wichtigen Frauen dieser Epoche zu gestalten.

„Der Palast Der Meere“ ist bereits der fünfte Band um die fiktive Familie Waringham, aber man könnte ihn auch problemlos einzeln lesen, da jedes Buch für sich von einer neuen Generation erzählt. Allerdings gibt es immer wieder Querverweise über die Familie oder über andere Protagonisten, die der Familie nahestehen. Es macht also eindeutig mehr Spaß hier zu lesen, wenn man die Vorgänger bereits kennt. Gerade bei „Der Palast der Meere“ handelt es sich um die Kinder von Nick of Waringham aus dem Vorgänger, „Der Dunkle Thron“ und damit schließt diese Geschichte direkt an den Vorgänger an. Dies ist auch gut so, da die politischen Ereignisse so weitererzählt werden. Zwei unterschiedliche Handlungsstränge sorgen zudem für Spannung. Während Eleanor am Hof lebt, fährt Isaac zur See, nur hin und wieder treffen sich die Beiden auf der Burg deren von Waringham. Tauschen ihre Erlebnisse aus und lassen die Leser teilhaben an ihrem Leben. Mir haben beide Handlungsstränge gut gefallen, egal ob mit El am Hof oder mit Isaac zur See, beides war aufregend. Ein bisschen zum Durchatmen dann die Szenen im Kreise der Familie, aber genauso wunderbar zu lesen. Auch wenn es hier eine Vielzahl von Protagonisten gibt und die Handlungsschauplätze immer wieder wechseln hat mir das Lesen hier sehr viel Spaß gemacht und die knapp 1000 Seiten waren mir persönlich viel zu knapp.

Wie immer ist diese Ausgabe mit allem ausgestattet, was das Leserherz begehrt. So ist am Anfang ein Personenregister vorhanden, welches historische Protagonisten kennzeichnet und von den fiktiven Charakteren trennt. Kleine Zeichnungen sorgen für die richtige Stimmung beim Lesen und ein ausführliches Nachwort am Ende klärt Fiktion und Wahrheit. „Der Palast Der Meere“ ist ein gelungenes Buch, welches alles beinhaltet was ich von einem guten historischen Roman erwarte. Er sorgt für Lesespannung und Lesegenuss und sollte in keinem Bücherregal fehlen.

Note: 1