Raabe, Melanie: Die Falle

Verlag: btb
erschienen:
2015
Seiten:
352
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3442754917

Klappentext:

Die berühmte Bestsellerautorin Linda Conrads lebt sehr zurückgezogen. Seit elf Jahren hat sie ihr Haus nicht mehr verlassen. Als sie im Fernsehen den Mann zu erkennen glaubt, der vor Jahren ihre Schwester umgebracht hat, versucht sie, ihm eine Falle zu stellen – Köder ist sie selbst.

Dass sie darüber hinaus eine schreckliche Erinnerung aus der Vergangenheit quält, wissen nur wenige. Vor vielen Jahren hat Linda ihre jüngere Schwester Anna in einem Blutbad vorgefunden – und den Mörder flüchten sehen. Das Gesicht des Mörders verfolgt sie bis in ihre Träume. Deshalb ist es ein ungeheurer Schock für sie, als sie genau dieses Gesicht eines Tages über ihren Fernseher flimmern sieht. Grund genug für Linda, einen perfiden Plan zu schmieden – sie wird den vermeintlichen Mörder in eine Falle locken. Doch was ist damals in der Tatnacht tatsächlich passiert?

Rezension:

Nach dem Beenden dieses Buches, kann ich einfach nicht glauben, dass es sich dabei um einen Debütroman handelt. Melanie Raabe umschifft gekonnt Klischees, baut Wendungen ein, wo man keine vermutet und verpackt das alles in eine pointierte feingeschliffene Sprache, die mich von der ersten Seite an gefangen genommen hat.

Zwischendurch gibt es Szenen, wo man es nicht mal wagt zu atmen und einfach wie ein gejagtes Tier die Seiten umschlägt, um immer schneller zu lesen. Besonders beim Interview zwischen Linda und Lenzen, legt Raabe ein unglaubliches Tempo vor. Seitenweise Dialoge, Wörter, die wie Peitschenhiebe zwischen den Protagonisten hin und her knallen und dabei immer wieder diese atemlose Spannung, weil absolut nicht absehbar ist, wohin dies alles führt.

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Morrell, David: Der Opiummörder

Band 1 Quincey Serie

Originaltitel: Murder as a fine art
Verlag:
Knaur
erschienen:
2015
Seiten:
528
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3426517531
Übersetzung:
Christine Gaspard

Klappentext:

1854, London: Ein grausamer Ritualmörder versetzt die ganze Stadt in Angst und Schrecken. Detective Shawn Ryan verdächtigt den opiumsüchtigen Schriftsteller Thomas de Quincey. Mit seiner Abhandlung „Der Mord als eine schöne Kunst betrachtet“ hatte dieser kurz zuvor einen Skandal ausgelöst und seinen Ruf als Enfant terrible gefestigt. Als sich Ryans Verdacht als falsche Fährte erweist, schließen sich die beiden zu einem kongenialen Ermittlerpaar zusammen. Schon bald führen ihre Nachforschungen in höchste politische Kreise und in die Schattenwelt des Opiumschmuggels.

Rezension:

Der kanadische Autor David Morrell nimmt sich im Auftakt seiner historischen Krimiserie eines wahren Falles an. Auch die Hauptfigur Thomas de Quincey hat es wirklich gegeben und der Autor macht daraus einen süffigen, spannenden und atmosphärischen historischen Kriminalroman.

Mir war David Morrell vor diesem Roman vollkommen unbekannt. Allerdings merkt man schon nach wenigen Seiten, dass hier ein erfahrener Schriftsteller am Werke ist. Da er zumindest in Amerika mit diversen Thrillern und der Erfindung von „Rambo“ ein extrem populärer Autor ist, verwundert dies nicht. Wenn ich ehrlich bin, hätte ich vermutlich das Buch nicht angefasst, hätte ich das mit „Rambo“ vorher gewusst. :mrgreen:

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Slaughter, Karin: Cop Town – Stadt der Angst

Originaltitel: Cop Town
Verlag:
Blanvalet
erschienen:
2015
Seiten:
544
Ausgabe:
Hardcover
ISBN:
3764505516
Übersetzung:
Klaus Berr

Klappentext:

Atlanta, 1974: Kate Murphy fürchtet, dass ihr erster Tag beim Police Department gleichzeitig ihr letzter sein könnte. Denn ein Killer terrorisiert die Stadt – seine Opfer sind ausschließlich Cops. Und als würde das nicht reichen, machen auch Kates männliche Kollegen ihr den Job zur Hölle: Eine weibliche Polizistin zählt in ihren Augen keinen Cent. Zum Glück ist Kate nicht allein. Auch ihre Partnerin Maggie Lawson spürt, wie die Stimmung unter den männlichen Kollegen kippt. Ihnen ist jedes Mittel recht, um den Killer zur Strecke zu bringen. Und plötzlich befindet sich Atlanta im Ausnahmezustand – denn die Cops beginnen eine brutale Menschenjagd und werden so gefährlich wie der Killer selbst.

Rezension:

Da ich bei Karin Slaughters Serien sträflich hinterherhinke, war ich froh, dass gleich zwei Einzelromane Ende 2015 von ihr auf Deutsch erschienen sind. Meinen Thrillerkonsum habe ich in den letzten Jahren recht stark eingeschränkt, aber der amerikanischen Bestsellerautorin bin ich immer treu geblieben und „Cop Town“ ist wieder mal der Beweis, wieso das so ist.

„Cop Town“ ist zwar durchaus ein spannender Thriller, aber vor allen Dingen eine Gesellschaftsstudie der 70er Jahre im Süden Amerikas. Wer darauf keine Lust hat oder sich darauf nicht einlassen mag, für den ist dieses Buch nichts. Das sieht  man übrigens auch an den eher gemischten Rezensionen. Ich mochte an Slaughter schon immer ihren ungetrübten Blick für die Gefühle ihrer Figuren. Ihre Protagonisten sind oft sperrig und ungewöhnlich und bringen einen nicht selten sogar zur Weißglut. In „Cop Town“ sind dies eher die Umstände, die wohl besonders die weiblichen Leser so richtig auf die Palme bringen werden.

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Cohen, Tammy: Während du stirbst

Originaltitel: Dying for Christmas
Verlag:
Blanvalet
erschienen:
2015
Seiten:
416
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
3734102197
Übersetzung:
Bernd Stratthaus

Klappentext:

„Sehr wahrscheinlich werde ich TOT sein, bevor Sie das hier zu Ende gelesen haben.“

Drei Dinge gibt es über Jessica Gold zu wissen: Sie ist neunundzwanzig Jahre alt, sie hat eine Knopfphobie, und sie wurde entführt. Von einem Fremden, der sie zwölf Tage lang in seiner Wohnung gefangen hält, sie mit perfiden Grausamkeiten quält, sie angekettet in einer Hundehütte am Fuß seines Bettes schlafen lässt. Und jeden Tag überreicht er seinem Opfer ein Geschenk – eines grausamer als das nächste –, bis Jessica am zwölften Tag sicher weiß: Der Mann wird sie töten. Doch Jessica hat ein Geheimnis, von dem niemand etwas ahnt …

Rezension:

Bis auf meine Stamm-Autoren (Karin Slaughter, James Patterson, etc.) habe ich in den letzten Jahren wenig Thriller gelesen. Bei „Gone Girl“ hat mir schon die merkwürdige Verfilmung gereicht (und dann auch noch Ben Affleck :roll: ) und auch manch anderer Blockbuster wie „Girl on the train“ ist an mir vorbeigegangen oder liegt noch ungelesen im Regal (wahrscheinlicher auf einem der vielen Bodenstapel…). Ich hatte also mal so richtig Nachholbedarf und Cover und Klappentext von Tammy Cohens Debüt haben mich bereits in der Vorschau angesprochen.

Tatsächlich hat mich „Während du stirbst“ sofort gepackt. Jessica ist eine ungewöhnliche Protagonistin, die bis zum Schluss schwer fassbar ist. Die Autorin schafft es sie sehr facettenreich zu schildern, aber dennoch lässt Jessica den Leser (absichtlich) nicht in ihr Innerstes schauen. Sie ist definitiv ein bisschen merkwürdig und verschroben und gerade deswegen fand ich die ersten 200 Seiten Katz- und Maus Spiel zwischen ihr und ihrem Entführer Dominic Lacey total spannend.

Obwohl ihre Gefangenschaft bei weitem nicht so grausam wie nach dem Klappentext befürchtet, vonstatten geht, war ich die ganze Zeit gespannt wie ein Flitzebogen, weil ich immer das Gefühl hatte, Jessica könnte etwas vollkommen unvorhergesehenes tun. Eben weil ich sie überhaupt nicht einschätzen konnte. Im Prinzip ist sie in der Beziehung Dominic ebenbürtig. Es ist diese nervenzerreißende Spannung, dass irgendetwas schlimmes passieren wird, die einen das Buch nicht aus der Hand legen lässt.

Als dies dann passiert, habe ich wirklich atemlos erstmal das Buch zugeklappt (nachts um 1 Uhr), nur um am nächsten Tag festzustellen, dass eine weitere Wendung nicht auf sich warten lässt. Tatsächlich spielt Cohen gekonnt mit den Erwartungen des Lesers und vermag ihn immer wieder zu überraschen. Allerdings fällt es aufgrund der Handlung bis zum Schluss schwer wirklich für eine der Figuren Sympathie zu empfinden. Alle sind entweder aufgrund ihres Charakters, ihrer Verhaltensweisen oder ihrer Entscheidungen, Menschen, denen ich im wahren Leben nicht begegnen möchte.

Unterbrochen wird die Handlung mit Szenen der verantwortlichen Polizistin Kim, die sich zwischen ihrem Job und ihrer Familie aufreibt. Sehr eindrücklich schildert Cohen, wie Kim sich für ihre Familie oder ihre Karriere entscheiden muss und das sie keine wirkliche Wahl hat. Hier ist auch mein erster kleiner Kritikpunkt. Kims Ehemann Sean zeigt keinerlei Verständnis und setzt seine Frau furchtbar unter Druck. Überhaupt scheint es im ganzen Roman keine wirklich sympathische männliche Figur zu geben.

Für die Bestnote reicht es nicht, weil das letzte Viertel des Romans doch schon sehr konstruiert ist und ich gerne auch mehr über Jessicas Persönlichkeit und ihre Macken erfahren hätte. Das mit der Knopfphobie wird z.B. nur kurz erwähnt und hat dann keinerlei Bedeutung mehr. Dennoch ist der Thriller geschickt gemacht, überzeugt mit raffinierten Wendungen und vor allen Dingen einem Klappentext, der einen total in die Irre führt. Ob das alles bis zum Schluss realistisch ist, muss jeder für sich entscheiden, zumal der allerletzte Satz des Buches verschiedene Interpretationen bietet. So oder bleibt „Während du stirbst“ ungemein fesselnd und wird auch eingefleischte Thrillerhasen überraschen.

Note: 2

Pons, Brigitte: Eine saubere Angelegenheit

Verlag: LYX
erschienen:
2015
Seiten:
320
Ausgabe:
Taschenbuch
ISBN:
380259536X

Klappentext:

Ausgerechnet Kriminalhauptkommissar Torge Hansen, der als wenig diplomatisch gilt, soll einen Mordfall aufklären, bei dem Fingerspitzengefühl gefragt ist. Der Bodyguard eines umstrittenen Politikers wurde mit durchtrennter Kehle aufgefunden. Es mangelt an verwertbaren Spuren, jedoch nicht an Verdächtigen. Während sich die Ermittlungen im Umfeld des Politikers als zäh erweisen, hat das Privatleben des Toten einiges zu bieten: Frauen, Frauen und noch mal Frauen. Hat eine davon ihn auf dem Gewissen? Als das Geständnis einer Selbstmörderin auf Torges Schreibtisch landet, scheint der Fall gelöst. Schnell und sauber. Zu sauber für Torges Geschmack …

Rezension:

Im Fokus der Handlung steht Kriminalhauptkommissar Torge Hansen. Er ist koffeinsüchtig, wenig diplomatisch und seine Hormone spielen in der Nähe schöner Frauen verrückt. Das macht sich bemerkbar als er während der Ermittlungen auf Dorothee trifft. Sie war eines der letzten Dates von Raymond und hat sich erst vor kurzem von ihrem Lebensgefährten getrennt. Unfreiwillig verstrickt sie sich immer tiefer in den Fall.

Es wird ein Ermittlungsteam gebildet und zu Torges Verdruss wird ausgerechnet AK zum Leiter bestimmt. In Torges Augen ist Kriminalhauptkommissar Arno Kessler mächtig scharf auf Prestige und er hechelt deshalb sabbernd jeder Gelegenheit hinterher, die ihn ein Stück weiterbringen kann. Da kommt ihm der Mord am Bodyguard eines Politikers gerade recht. In Gedanken setzt Torge die Abkürzung AK mit Arschkriecher gleich. Doch mit seinen Kollegen Rollo und Florian verbindet ihn ein freundschaftliches Verhältnis und sie lästern gerne mal hinter AK’s Rücken über ihn ab.

Und genau das hat mir so gut an dem Buch gefallen. Es lebt von den Beziehungen der Personen untereinander und den Dialogen. Mit viel Humor schildert die Autorin, wie das Team die Ermittlungen aufnimmt und dabei auch mal in einer Sackgasse landet. Auch wenn es zu ein paar Reibereien kommt, ziehen doch alle an einem Strang und jeder bringt sich seinen Fähigkeiten entsprechend ein.

Sicher gibt es spannendere Kriminalromane und vor allem die Auflösung des Falles war zwar originell, aber auch etwas abstrus und kurios. Aber gerade diese Überzeichnung war unterhaltsam und hat für etwas Spannung gesorgt.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Ich habe es mit in den Urlaub genommen und mich beim Lesen gut unterhalten und oft geschmunzelt. Was will man mehr?

Interessant ist hierbei, dass es die meisten Schauplätze so oder so ähnlich tatsächlich in Frankfurt und Umgebung gibt. Wer näheres darüber erfahren möchte findet dazu Informationen in diesem Interview mit der Autorin: http://www.egmont-lyx.de/brigitte-pons-ueber-ihren-roman-eine-saubere-angelegenheit/

Note: 2