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Bannan, Sarah: Die Neue

Ich gestehe, nach den ersten zwanzig Seiten, war ich erstmal verwirrt, denn „Die Neue“ ist sehr ungewöhnlich geschrieben. Anstatt einer Ich-Erzählerin oder einem neutralen Erzähler, ist der Roman in der „Wir-Form“ geschrieben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich so was noch nie gelesen habe.

Dennoch ist die Erzählform rückblickend die einzige, die wirklich Sinn macht, denn wir alle sind kollektiv Täter und deswegen hat es mich persönlich auch nicht gestört, dass gar nicht näher erläutert wird, wer genau „wir“ überhaupt ist. Hinter „wir“ stecken keine bestimmten Gesichter, sondern eigentlich der versammelte Figurenstab des Romans.

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Moran, Caitlin: All about a girl

„All about a girl“ ist das zweite Buch von Caitlin Moran, die vorher mit „How to be a woman“, einem feministischen und autobiographischen Sachbuch Furore machte. Auch der nun vorliegende Roman scheint einige autiobraphische Züge zu haben, denn Caitlin stammt wie Johanna aus einer Sozialsiedlung in Wolverhampton. Zwar betont sie, dass besonders die Eltern nichts mit ihren realen Eltern zu tun haben, aber machen wir uns nichts vor, „All about a girl“ ist so entwaffnend ehrlich und eindrücklich, weil Moran genau weiß, wovon sie schreibt.

Ich bin mir sicher, nicht jeder wird mit diesem Buch etwas anfangen können. Es ist rotzfrech, so britisch wie der Big Ben und volle Kanne 90er. In der beschriebenen Zeit, war ich selbst ein Teenager und bei Erwähnungen von Bands, Top Ten Hits und Skandalen der damaligen Zeit, wird einem ganz warm ums Herz. Zwischendurch hab ich glaube ich mal „Temple of Love“ gesummt. Ich will nicht sagen, dass jemandem der in dieser Zeit noch ein Kleinkind war, das Buch nicht gefallen kann, aber für „uns 90er Mädels“ ist es doch eine Zeitreise in die gute alte Zeit und das obwohl an Johannas Leben eigentlich vieles gar nicht so großartig ist.

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Cass, Kiera: Selection – Die Kronprinzessin

Da ist er nun der vierte Band der ursprünglich als Trilogie geplanten Selection Reihe. Auf den ersten Blick hat sich nicht viel geändert. Maxon und America haben zwar die Kasten abgeschafft, aber noch immer brodelt es im Land und das Palastleben mit seinen Wachen, Zofen und Bediensteten geht seinen üblichen Gang. Das die Autorin ein erneutes Casting als Dreh- und Angelpunkt für ihre Fortsetzung vorsieht, ist Chance und Gefahr zu gleich.

Dadurch, dass nun eine Prinzessin ihren Ehemann finden soll, gibt es erstmal keine Horden von sich gegenseitig anzickenden jungen Mädchen. Dafür sind die männlichen Kandidaten noch austauschbarer wie die Mädchen aus den ersten drei Bänden. Nur einer handvoll gibt Cass im Laufe der Handlung so etwas wie ein Profil. Der Rest verschwindet in der Masse und man merkt sich nicht mal die Namen. Grundsätzlich fand ich die ganze Gruppe etwas merkwürdig geschildert. Junge Männer, die in einem Herrensalon herumsitzen und vor sich hinkichern, wenn die Prinzessin etwas sagt? Da würde mir an Eadlyns Stelle das Verlieben auch schwer fallen. Überhaupt hat es die Autorin nicht so mit ausführlichen Beschreibungen. Bis auf den Lockenkopf eines Kandidaten, kann ich keine einzige Figur in diesem Roman äußerlich beschreiben. Auch nicht Eadlyn. Es wird nicht mal erwähnt, welche Haarfarbe sie hat. Hier hätte man vielleicht die Schriftgröße mal etwas runterschrauben und ein bisschen Inhalt einfügen können, ohne die Anzahl von knapp 400 Seiten zu überschreiten.

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St. John Mandel, Emily: Das Licht der letzten Tage

Der Schauspieler Arthur Leander steht als König Lear auf der Bühne des Elgin Theaters in Toronto. Während der Vorstellung bricht er zusammen und stirbt an einem Herzinfarkt. Diese Szene ist der Anfang des Buches und der zeitliche Wendepunkt dieser Geschichte, denn es ist bereits ein tödlicher Grippevirus auf der ganzen Welt dabei sich rasend schnell auszubreiten.

Die Handlung teilt sich nun auf in „davor“ und „danach“. Zum einen wird Arthurs Lebensgeschichte erzählt. Er kommt als junger Mann nach Toronto mit dem Ziel Schauspieler zu werden. Wir erleben seinen Aufstieg und Ausschnitte aus seinem Privatleben bis hin zu seinem Auftritt als König Lear. Zum anderen bekommen wir Eindrücke, was sich nach seinem Tod nach Ausbruch der Pandemie ereignet.

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Condie, Ally: Atlantia

Ally Condie konnte mich schon mit ihrer Cassia & Ky Trilogie begeistern. Ich mag die unaufgeregte Schreibe der Autorin, die eher eine Verfechterin der leisen Geschichten ist. Wer eine krachende und actionlastige Dystopie erwartet, wird mit Condie nicht glücklich werden, was sich auch in den eher durchwachsenen Rezensionen von „Atlantia“ wiederspiegelt.

Mich hat „Atlantia“ allerdings glücklich gemacht. Angefangen mit einem detaillierten und farbenprächtigen Weltenbau, der so plastisch ist, dass ich ab und zu mal geschaut habe, ob es nicht oben bei mir an der Zimmerdecke durchtröpfelt. Ich finde die Vorstellung ja ziemlich gruselig, unter einer Glaskuppel zu wohnen, während über mir hunderte Meter Wasser vor sich hin plätschern. Die ganze Stadt, der Tempel und der Markt kommen einem vor wie in Technicolor, so eindrücklich und dabei gar nicht ausufernd beschreibt die Autorin ihre Vision.

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